Das Fasten ist nicht nur in den Weltreligionen verankert, sondern auch seit Jahrtausenden in der Medizin. Eine Fastentherapie soll sich förderlich auf die Behandlung mehrerer Krankheiten auswirken.
Schon seit der Antike schwören Ärzt*innen der Naturheilkunde auf die wundersame Wirkung des Fastens – ebenso im 18. Jahrhundert Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA. Er sagte, es sei die beste Medizin, zu fasten und sich auszuruhen.
Im 20. Jahrhundert ebnete der Arzt Otto Buchinger dem Heilfasten den Weg in die medizinische Forschung. Der Verzicht auf Nahrung soll eine chemische Kettenreaktion im Körper auslösen, die Entzündungen bekämpft und sogar die Lebensspanne verlängert. Mittlerweile bieten Kliniken in Deutschland die Fastentherapie an, um unterschiedliche Krankheitsbilder zu behandeln.
Lesen Sie in diesem Artikel, wie das Heilfasten durchgeführt wird, bei welchen Erkrankungen es helfen und welche Wirkungen es im Körper zeigen kann. Außerdem: Sind Saftkuren gesund?
Fasten
Otto Buchinger, der Begründer des Buchinger-Fastens, erforschte, wie sich das Heilfasten auf bestimmte Krankheitsbilder auswirkt. Seine Forschungsergebnisse führten dazu, dass das Heilfasten ebenso wie das Intervallfasten heutzutage eine beliebte Therapie in der Naturheilkunde darstellt. Vor allem Rheuma und Stoffwechselerkrankungen werden mit dem Heilfasten behandelt.
Was ist Fasten?
Fasten bedeutet, dass Sie über einen bestimmten Zeitraum freiwillig auf Nahrungsmittel, Getränke und Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Süßigkeiten verzichten. In vielen Religionen sollen Gläubige dem Leid anderer Menschen gedenken, indem sie fasten. Das Heilfasten wird, wie der Name schon sagt, aus gesundheitlichen Gründen durchgeführt [1].
Nicht verwechseln: Das Heilfasten wird häufig mit Fastenkuren wie der Null-Kalorien-Diät verwechselt. Während Sie beim Heilfasten geringe Kalorienmengen essen können, sind bei einer Null-Kalorien-Diät nur kalorienfreie Flüssigkeiten erlaubt. Sie dient zur Gewichtsabnahme bei krankhaftem Übergewicht. Heutzutage wird sie nicht mehr durchgeführt, weil sie als gesundheitsgefährdend gilt [2].
Gut zu wissen: Eine Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit ergab, dass 63 Prozent der Befragten es sinnvoll finden, zu fasten. Der Großteil würde vor allem auf Alkohol und Süßigkeiten verzichten [3].
Welche Fasten-Formen gibt es?
Mit der Zeit wurden unterschiedliche Fasten-Formen entwickelt. Zu den beliebtesten Formen zählen [1]:
Fasten-Art |
Konzept |
Buchinger-Fasten |
Ganzheitlicher Ansatz mit Ernährungs-, Physio- und Psychotherapie |
F.X.-Mayr-Kur |
Darmsanierung |
Intervallfasten (16:8-Methode) |
16 Stunden fasten, 8 Stunden Nahrungsaufnahme |
Saft-, Früchtefasten |
Nur der Verzehr von Säften oder Früchten |
Was ist die F.X.-Mayr-Kur?
Diese Fasten-Form wurde von dem österreichischen Arzt Franz Xavr Mayr entwickelt. Ihm zufolge entstünden die meisten Krankheiten aufgrund von Störungen im Darm. Mithilfe der Kur könne man den Darm reinigen und so Erkrankungen heilen. Während der gesamten Kur wird regelmäßig abgeführt. Sie erfolgt in drei Phasen:
- Tee- und Wasserfasten mit Gemüsebrühe bis zu zwei Wochen
- Milch-Semmel-Kur – Frühstück aus alten Brötchen mit Milch bis zu vier Wochen
- Ableitungsdiät – Schonkost (keine rohen, blähenden oder stark gewürzten Lebensmittel)
Ob die F.X.-Mayr-Kur tatsächlich zu Besserungen führt, konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.
Was passiert im Körper beim Fasten?
Wenn Sie mindestens zwölf Stunden keine Nahrung aufnehmen, schaltet Ihr Körper in den Hungermodus und Ihre Leber entleert Ihren Glukose-Speicher. Der Einfachzucker Glukose liefert Ihren Zellen die nötige Energie, damit sie einwandfrei funktionieren. Fehlt es dem Körper an Glukose, setzt die Bauchspeicheldrüse auch kein Insulin mehr frei, wodurch die Fettverbrennung in Gang gesetzt wird. Der Körper greift auf die Fettreserven als neue Energiequelle zurück.
Während der Fettverbrennung werden Fette in Fettsäuren gespalten, die wiederum in Ketonkörper umgewandelt werden. Diese Ketonkörper nehmen nun die Rolle als neuer Zelltreibstoff ein. Studien zufolge versorgen sie unsere Zellen nicht nur mit Energie, sondern können auch Entzündungen hemmen [1, 4, 5].
Buchinger-Fasten: Anleitung zum Heilfasten
Otto Buchinger, ein deutscher Arzt der Naturheilkunde, erkrankte an rheumatoider Arthritis. Mithilfe der Entwicklung einer ganzheitlichen Therapie, die Körper, Geist und Seele behandelt, versuchte er, sich zu heilen. Er entwarf das Konzept des Heilfastens, um entzündliche Erkrankungen, das metabolische Syndrom und Übergewicht zu therapieren.
Untersuchungen zufolge stellt das Buchinger-Fasten eine sichere Therapie dar. In Deutschland wird es in vielen Kliniken zur Behandlung verschiedener Erkrankungen angeboten [1, 6].
Gut zu wissen: Das metabolische Syndrom ist Krankheitskomplex aus vier Faktoren: Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfette und erhöhte Blutzuckerwerte [7].
Wie läuft das Buchinger-Fasten ab?
Mediziner empfehlen, das Buchinger-Fasten nur unter Aufsicht einer Ärztin oder eines Arztes, einer ausgebildeten Fastenleitung oder in einer Klinik durchzuführen. Die Ärzt*innen können dann direkt einschreiten, falls Nebenwirkungen auftreten.
Das Buchinger-Fasten läuft in drei Phasen über knapp drei Wochen ab [6]:
- Entlastungstag – Der Körper wird auf das Fasten vorbereitet.
- Fasten – Abführen, Ernährungs-, Bewegungs- und Ordnungstherapie
- Fastenbrechen – Der Körper wird schrittweise an größere Nahrungsmengen gewöhnt.
Wie bereite ich mich auf das Heilfasten vor?
Bevor das Fasten startet, legen Sie einen Tag zuvor einen Entlastungstag ein. An diesem Tag essen Sie mittags und abends eine Portion Reis à 50 Gramm mit gedünstetem Gemüse und Obst. Insgesamt beläuft sich die Energieaufnahme am Entlastungstag auf knapp 600 Kilokalorien – knapp ein Drittel der empfohlenen Energieaufnahme. Mit diesen kleinen Mahlzeiten bereiten Sie den Körper darauf vor, dass er in der nächsten Zeit nur wenig Nahrung erhalten wird.
Zusätzlich müssen Sie reichlich Flüssigkeit (zwei bis drei Liter) in Form von Wasser oder ungesüßten Kräuter- und Früchtetees trinken. Verzichten Sie auf Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten und sorgen Sie für Entspannung, damit Sie das Fasten nicht gestresst beginnen: Gehen Sie spazieren oder nehmen Sie ein Bad.
Wie beginne ich das Heilfasten?
Am ersten Fasten-Tag führen Sie mit Glaubersalz und reichlich Wasser ab, um Ihren Darm zu entleeren. So sollen Schadstoffe und Verdauungsreste ausgespült werden. Nach der Einnahme trinken Sie nach 30 Minuten erneut einen Liter Wasser, damit die Wirkung des Glaubersalzes im Dünndarm gesteigert wird. Die abführende Wirkung tritt innerhalb von einer halben bis drei Stunden ein.
Während des Fastens führen Sie alle zwei Tage mit Glaubersalz ab. Warum? Im Fasten-Zeitraum arbeitet Ihr Darms weniger, schließlich bekommt er auch kaum Futter. Das Abführen hilft dabei, trotzdem überschüssige Gallenflüssigkeit, abgestorbene Darmzellen und Darmbakterien sowie Giftstoffe auszuscheiden und Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden.
Gut zu wissen: Glaubersalz besteht aus Natriumsulfat und wird in der Medizin als Abführmittel eingesetzt. Menschen, die an Magen-Darm-Beschwerden und einem niedrigen Blutdruck leiden, sollten Glaubersalz nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen [8].
Wie ernähre ich mich während des Heilfastens?
Während des Heilfastens ernähren Sie sich nur von klaren Obst- oder Gemüsesäften und Gemüsebrühen.
Morgens und mittags gibt es jeweils 250 Milliliter der frisch zubereiteten Säfte.
Abends trinken Sie dann 250 Milliliter klare Gemüsebrühe. Alternativ werden auch Hafer- oder Reisschleim angeboten, falls Ihnen das Heilfasten nur mit Säften zu schwer fällt oder falls Sie Unverträglichkeiten haben.
Über den Tag verteilt trinken Sie 2,5 bis 3 Liter Flüssigkeit. Bei Bedarf können Sie die Tees mit einem Esslöffel Honig am Tag süßen. Insgesamt nehmen Sie knapp 500 Kilokalorien pro Tag zu sich [1].
Tipp: Wenn eine Fructoseintoleranz vorliegt, kann der Körper den Fruchtzucker Fructose nicht verwerten. Fruchtsäfte sind dann tabu.
Welche Behandlungen erwarten mich während des Heilfastens?
Da die Fastensäfte dem Körper keine Proteine liefern, können sich die Muskeln abbauen. Um dem entgegenzuwirken, ist Bewegung wichtig. In der Fastentherapie in einer Klinik führen Sie leichte Sportübungen durch, wobei Ihnen Physiotherapeuten zur Seite stehen. Die Bewegung unterstützt Sie dabei, Ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und Ihr Wohlbefinden zu steigern.
Da das Buchinger-Fasten besonderen Wert auf das Wohlbefinden legt, bringen Therapeuten Ihnen auch Stressbewältigungsmethoden bei. Sie lernen, wie Sie im Alltag Stress meiden und mit ihm umgehen. Hier kommen Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Tai-Chi und Qi-Gong zum Einsatz.
Ausscheidungsorgane anregen
Zum Heilfasten gehört traditionell auch, Ihren Körper dabei zu unterstützen, Giftstoffe auszuscheiden. Bestimmten Techniken aus der Naturheilkunde sollen dazu die Funktion der Ausscheidungsorgane fördern.
Ausscheidungsorgan |
Technik |
Lungen |
Atemübung |
Niere |
reichlich Flüssigkeit trinken |
Leber |
Leberwickel |
Haut |
Trockenbürsten, Wechselduschen, Sauna |
Mundschleimhaut |
Mundspülung, Zähne putzen |
Gut zu wissen: Was ist ein Leberwickel? Leberwickel werden in der Naturheilkunde eingesetzt, um die Entgiftungsfunktion der Leber anzuregen. Dazu wird ein Handtuch in warmes Wasser getränkt und auf die Leberregion gelegt. Dann wird die Bauchregion mit einem trockenen Handtuch umwickelt.
Hinweis: Es ist nicht wissenschaftlich belegt, dass Maßnahmen, die eine Entgiftung des Körpers fördern sollen, wirklich einen Nutzen haben. In der Regel sind die Ausscheidungsorgane Ihres Körpers selbst dazu in der Lage, Schadstoffe, Gifte und Krankheitserreger loszuwerden.
Wie breche ich das Heilfasten?
Das Heilfasten wird mit einem Apfel oder Apfelkompott oder einer Banane zur Mittagsstunde beendet. Den Apfel kauen Sie langsam und gründlich, damit der Darm nicht überfordert ist. Nach dem einen Apfel verspüren die meisten Fastenden bereits ein starkes Sättigungsgefühl.
Am darauffolgenden Tag beginnen die sogenannten Aufbautage. In diesen drei bis vier Tagen gewöhnen Sie Ihren Körper an größere Nahrungsmengen. Es wird empfohlen, sich in den Aufbautagen vegetarisch und ballaststoffreich zu ernähren, um das Sättigungsgefühl und die Darmaktivität zu fördern.
Anfangs sollten Sie blähende Lebensmittel wie Zwiebeln, Kohl oder Hülsenfrüchte weglassen. Der erste Aufbautag hat knapp 800 Kilokalorien. Mit jedem Tag steigt die Kalorienzufuhr um 200 Kilokalorien [9].
Brauche ich während des Buchinger-Fastens Nahrungsergänzungsmittel?
Sie haben sich zwei bis vier Wochen vor dem Fasten ausgewogen ernährt haben und keine Nährstoffmängel? Dann besteht den Ärzteleitlinien zur Fastentherapie zufolge keine Dringlichkeit, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen [6].
Sollten Sie ansonsten Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, besprechen Sie sich am besten mit Ihren Therapeuten, ob Sie die Supplemente während der Fastenkur weiter einnehmen sollen.
Das Heilfasten (Buchinger-Fasten) in Kürze:
- Bevor Sie fasten, gewöhnen Sie Ihrem Körper mit einem Reis-Obst-Tag an geringe Nahrungsmengen.
- Am ersten Fastentag und alle zwei Tage führen Sie mit Glaubersalz ab.
- Das Buchinger-Fasten kann bis zu drei Wochen durchgeführt werden. Sie ernähren sich von Obst- und Gemüsesäften oder Hafer- und Reisschleim. Zusätzlich gibt es Gemüsebrühen. Es wird empfohlen, zwei bis drei Liter Wasser und ungesüßte Kräuter- und Früchtetees zu trinken.
- Während des Fastens führen Sie leichte Sportübungen durch, um den Muskelabbau gering zu halten. Außerdem lernen Sie Entspannungstechniken.
- Mit bestimmten Techniken sollen Sie die Entgiftungsfunktion ihrer Ausscheidungsorgane fördern.
Heilfasten als Therapie
Zahlreiche Studien haben sich damit beschäftigt, ob und inwiefern das Heilfasten bei bestimmten Krankheitsbildern helfen kann.
Wie hilft das Buchinger-Fasten?
Die Buchinger-Wilhelmi-Klinik führte 2019 eine Studie mit 1400 Teilnehmenden durch. Die Proband*innen fasteten 4 bis 21 Tage nach der Buchinger-Methode. Das Ergebnis: Das Heilfasten konnte bei der Gewichtsabnahme helfen und Blutwerte und den Verlauf von folgenden Erkrankungen verbessern [9]:
- Blutfette und Cholesterin
- HbA1c (Langzeitblutzucker)
- Bluthochdruck
- Fettleber
- Erschöpfungszustände
Gut zu wissen: In einer Studie verspürten 93 Prozent der mehr als 1.400 Teilnehmer kein Hungergefühl während des Fastens [9].
Bei welchen Erkrankungen kann das Heilfasten helfen?
Laut den ärztlichen Leitlinien zur Fastentherapie kann das Heilfasten nach Buchinger bei einer Reihe von Erkrankungen als zusätzliche Maßnahme berücksichtigt werden [10]:
- Stoffwechselerkrankungen: metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Fettleber
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Atherosklerose
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- Rheumatische Erkrankungen: Arthritis, Arthrose, Fibromyalgie
- Atemwegserkrankungen: Bronchitis
- Hauterkrankungen: Neurodermitis, Schuppenflechte
- Psychische Erkrankungen: Depressionen
In unserem Gesundheitsportal finden Sie weitere Informationen zu den Themen Diabetes mellitus, Fettleber, Bluthochdruck, Neurodermitis und Morbus Crohn.
Heilfasten und Diabetes mellitus Typ 2
Das Hormon Insulin reguliert den Blutzucker, indem es ihn aus dem Blut in die Zellen schleust. Bei einem Typ-2-Diabetes bildet die Bauchspeicheldrüse entweder zu wenig Insulin oder das Insulin verliert an Wirkung. Die häufigste Ursache ist Übergewicht: Fett lagert sich um die Zellen, sodass das Insulin die Zuckermoleküle nicht hineinbefördern kann.
Das Fasten hilft Menschen mit Typ-2-Diabetes, da das Fett um die Zellen herum abgebaut wird. So verbessern sich sowohl die Blutzuckerwerte als auch die Insulinwirkung [4].
Wussten Sie schon, dass das Heilfasten eventuell unsere Darmflora verändert? Forschende konnten an Ratten beobachten, dass sich durch das Fasten das Verhältnis der Bakterien im Darm wandelte und sich die Darmgesundheit verbesserte [11].
Heilfasten – Wirkung im Körper
Das Heilfasten bietet unter anderem eine Möglichkeit, entzündliche Erkrankungen und Stoffwechselstörungen zu behandeln. In Tierstudien konnten Forschende grob beobachten, welche Wirkungen das Heilfasten in unseren Zellen hat.
Welche Wirkung hat Heilfasten generell?
Fasten-Studien an Labortieren konnten zeigen, dass die geringe Energiezufuhr das Entzündungspotential im Körper herunterschraubt, indem es die Wirkung aggressiver Sauerstoffmoleküle (den oxidativen Stress) eindämmt.
Außerdem könnte eine Fastentherapie hormonelle Störungen wieder ins Gleichgewicht bringen und die Wundheilung anregen [4, 12, 13].
Apoptose und Autophagie
Das Fasten soll die Autophagie und die Apoptose, die körpereigenen Recyclingprogramme, ankurbeln.
Die Autophagie beschreibt die Ausscheidung von Giftstoffen und die Umwandlung von funktionsunfähigen in funktionsfähige chemische Verbindungen. Dadurch sollen unter anderem Gehirn- und Nervenzellen vor Schäden geschützt werden.
Die Apoptose ist der programmierte Zelltod: Sobald eine Zelle nicht mehr richtig funktioniert, zum Beispiel weil Entzündungen entstehen, wird die Apoptose eingeleitet. Die Zelle stirbt ab und eine neue, gesunde Zelle bildet sich. Beispielsweise tritt die Apoptose ein, wenn eine Zelle zum außerordentlichen Wachstum neigt, wie es bei Krebs der Fall ist [13].
Auswirkungen auf die Psyche
Forschende vermuten, dass der Körper beim Fasten vermehrt Nervenwachstumsfaktoren wie BDNF (brain-derived neutrophic factor) bildet, die das Nervensystem stärken und eine schmerzlindernde Wirkung haben. Das könnte sich auch bei rheumatischen Erkrankungen und bei chronischen Schmerzen als vorteilhaft erweisen. Zudem können Glücksgefühle entstehen und Stress abgebaut werden [14, 15].
Welche Nebenwirkungen können beim und nach dem Fasten eintreten?
In der Anfangszeit kann eine Bandbreite von Symptomen auftreten (Fastenkrise), während der der Körper sich an die geringen Nahrungsmengen gewöhnen muss. Die häufigsten Beschwerden sind [4]:
- Übelkeit, Erbrechen, starkes Hungergefühl
- Rückenschmerzen, Muskelkrämpfe
- Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Sehstörungen
- Wassereinlagerungen
- Haarausfall
- Unregelmäßige Monatsblutungen
Nach dem Fasten können sich Entzündungswerte in der Leber und Harnsäurewerte im Blut erhöhen. In einigen Fällen herrscht auch ein Mangel an Elektrolyten vor [9].
Wer darf nicht fasten?
Das Heilfasten kann bei folgenden Risikogruppen zu Nebenwirkungen führen [1]:
- Menschen mit Untergewicht
- Menschen mit Essstörungen
- Typ-1-Diabetiker
- Schwangere und stillende Frauen
- Demenz-Patienten
- Gicht
Gut zu wissen: Wenn Sie an Gicht leidet, kann Ihr Körper die Harnsäure nicht ausscheiden. Sie sammelt sich in den Gelenken an und kristallisiert. Beim Fasten wird die Harnsäureproduktion gesteigert, sodass sich die Beschwerden bei Gicht verschlimmern können [9].
Saftkuren / Saftfasten
Saftkuren, auch Juice-Cleansing genannt, werden von Ernährungsgurus aus dem Internet als Wundermittel gepriesen. Die meist kostspieligen Säfte sollen beim Abnehmen und Entgiften helfen. Manchmal ist in diesem Zusammenhang auch vom Saftfasten die Rede.
Ist eine Saftkur gesund?
Frisch gepresste Säfte liefern Ihnen zahlreiche wichtige Nährstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe. In Studien konnten Obst- und Gemüsesäfte den Blutdruck senken, Cholesterinwerte verbessern und das Immunsystem stärken. Da sie keine Ballaststoffe enthalten, tragen sie aber nicht bedeutend zur Sättigung bei [16].
Auf den ersten Blick ähnelt eine Saftkur dem Buchinger-Fasten, da vorwiegend Säfte getrunken werden. Allerdings enthalten die meist industriell hergestellten Säfte einen hohen Fruchtzuckergehalt, der über den Tag zu Verdauungsstörungen führen kann.
Zudem steht eine hohe Fructose-Aufnahme mit erhöhten Werten des „schlechten“ LDL-Cholesterins in Verbindung. Ob das Saftfasten tatsächlich einen gesunden Effekt hat, konnte in Studien nicht eindeutig geklärt werden. Eine Fastentherapie mit Säften sollte in der Regel immer unter Aufsicht und nach den Vorgaben des Buchinger-Fastens erfolgen [17].
Saftkuren werden häufig mit dem Begriff „Detox“ (Entgiftung) beworben. Eine Detox-Kur soll den Körper von Schadstoffen befreien. Allerdings konnte nicht bewiesen werden, dass solche Produkte zur Entgiftung beitragen – oder dass das überhaupt nötig ist. Wenn Sie gesund sind, dann erledigen Ihre Ausscheidungsorgane die Entgiftung Ihres Körpers [18].
Auf einen Blick: Fasten
Welche Fasten-Formen gibt es?
Unter Fasten versteht man den freiwilligen Verzicht auf Lebensmittel, Getränke und Genussmittel für eine bestimmte Zeit.
Neben dem religiösen Fasten gibt es das Heilfasten, das Fasten aus gesundheitlichen Gründen. Dazu gehören das Heilfasten nach Otto Buchinger, die F.X.-Mayr-Kur und das Intervallfasten.
Wie läuft das Heilfasten ab?
Zunächst entlasten Sie den Körper mit Reis, Obst und Gemüse sowie reichlich Flüssigkeit. Am nächsten Tag führen Sie mithilfe von Glaubersalz ab und ernähren sich täglich von zwei Obst- oder Gemüsesäften sowie einer Gemüsebrühe.
Dazu achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Zusätzlich erfolgen Sport- und Entspannungsübungen.
Nach drei Wochen können Sie das Fasten mit einem Apfel brechen und erhöhen von Tag zu Tag die Kalorienaufnahme.
Welche Wirkungen hat das Heilfasten?
Im Körper finden beim Heilfasten Vorgänge statt, bei denen Entzündungen bekämpft, das Nervensystem gestärkt und das Immunsystem aufgebaut werden können.
Blutfette, Cholesterinwerte, Blutdruck und Blutzuckerwerte können sich normalisieren, sodass sich das Heilfasten bei der Therapie von Bluthochdruck, Atherosklerose und Typ-2-Diabetes eignet. Zudem kann es eine schmerzlindernde Wirkung haben.
Welche Nebenwirkungen treten beim Heilfasten auf?
Wenn anfangs auf die Nahrung verzichtet wird, besteht das Risiko einer Fastenkrise: Übelkeit, Hungergefühle, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schlafprobleme oder Sehstörungen können auftreten.
Menschen mit Untergewicht, Essstörungen, Typ-1-Diabetes, Gicht, Demenz sowie schwangere und stillende Frauen sollten aufgrund möglicher schwerwiegenderer Folgen nicht fasten.
Quellen
[1] F. W. de Toledo u. a., „Fasting Therapy - an Expert Panel Update of the 2002 Consensus Guidelines“, CMR, Bd. 20, Nr. 6, S. 434–443, 2013, doi: 10.1159/000357602.
[2] I. Elmadfa, Ernährungslehre, 3. Aufl. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2015.
[3] „Infografik: So fasten die Deutschen 2019 | Statista“. [Online]. Verfügbar unter: https://de.statista.com/infografik/17320/wie-die-deutschen-fasten/. [Zugegriffen: 30-Sep-2019].
[4] S. D. Anton u. a., „Flipping the Metabolic Switch: Understanding and Applying Health Benefits of Fasting“, Obesity (Silver Spring), Bd. 26, Nr. 2, S. 254–268, Feb. 2018, doi: 10.1002/oby.22065.
[5] „Multi-dimensional roles of ketone bodies in fuel metabolism, signaling, and therapeutics“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5313038/. [Zugegriffen: 30-Sep-2019].
[6] J. S. Finnell, B. C. Saul, A. C. Goldhamer, und T. R. Myers, „Is fasting safe? A chart review of adverse events during medically supervised, water-only fasting“, BMC Complement Altern Med, Bd. 18, Feb. 2018, doi: 10.1186/s12906-018-2136-6.
[7] „Pschyrembel Online | Metabolisches Syndrom“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Metabolisches%20Syndrom/K0M36. [Zugegriffen: 30-Sep-2019].
[8] „Pschyrembel Online | Natriumsulfat“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Natriumsulfat/K0EXU. [Zugegriffen: 30-Sep-2019].
[9] F. W. de Toledo, F. Grundler, A. Bergouignan, S. Drinda, und A. Michalsen, „Safety, health improvement and well-being during a 4 to 21-day fasting period in an observational study including 1422 subjects“, PLOS ONE, Bd. 14, Nr. 1, S. e0209353, Jan. 2019, doi: 10.1371/journal.pone.0209353.
[10] A. Michalsen und C. Li, „Fasting Therapy for Treating and Preventing Disease - Current State of Evidence“, CMR, Bd. 20, Nr. 6, S. 444–453, 2013, doi: 10.1159/000357765.
[11] S. M. Secor und H. V. Carey, „Integrative Physiology of Fasting“, in Comprehensive Physiology, American Cancer Society, 2016, S. 773–825.
[12] K. F. Michaelsen und World Health Organization, Hrsg., Feeding and nutrition of infants and young children: guidelines for the WHO European Region, with emphasis on the former Soviet countries. Copenhagen, Denmark: WHO Regional office for Europe, 2000.
[13] S. Golbidi, A. Daiber, B. Korac, H. Li, M. F. Essop, und I. Laher, „Health Benefits of Fasting and Caloric Restriction“, Curr Diab Rep, Bd. 17, Nr. 12, S. 123, Okt. 2017, doi: 10.1007/s11892-017-0951-7.
[14] G. Fond, A. Macgregor, M. Leboyer, und A. Michalsen, „Fasting in mood disorders: neurobiology and effectiveness. A review of the literature“, Psychiatry Research, Bd. 209, Nr. 3, S. 253–258, Okt. 2013, doi: 10.1016/j.psychres.2012.12.018.
[15] A. Michalsen, „Prolonged Fasting as a Method of Mood Enhancement in Chronic Pain Syndromes: A Review of Clinical Evidence and Mechanisms“, Curr Pain Headache Rep, Bd. 14, Nr. 2, S. 80–87, Apr. 2010, doi: 10.1007/s11916-010-0104-z.
[16] J. Zheng u. a., „Effects and Mechanisms of Fruit and Vegetable Juices on Cardiovascular Diseases“, International Journal of Molecular Sciences, Bd. 18, Nr. 3, März 2017, doi: 10.3390/ijms18030555.
[17] S. M. Henning u. a., „Health benefit of vegetable/fruit juice-based diet: Role of microbiome“, Scientific Reports, Bd. 7, 2017, doi: 10.1038/s41598-017-02200-6.
[18] „Welche Wirkung haben ‚Detox‘-Pulver & Co.?“, Verbraucherzentrale NRW. [Online]. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/schlankheitsmittel-und-diaeten/welche-wirkung-haben-detoxpulver-co-12629. [Zugegriffen: 06-Nov-2018].