Bei der ketogenen Diät dürfen Sie kaum Kohlenhydrate essen, stattdessen kommt viel Fett auf den Teller. Das versetzt Ihren Körper in einen Hungerzustand, der beim Abnehmen hilft.
Low-Carb-Diäten liegen im Trend: Laut einer Umfrage haben mehr als 30 Prozent der Deutschen schon einmal eine kohlenhydratarme Ernährung ausprobiert oder tun das gerade [1]. Eine der konsequentesten Formen dieser Ernährungsweise ist die ketogene Ernährung, bei der Sie kaum Kohlenhydrate zu sich nehmen, dafür viel Protein und noch mehr Fett.
Wer kaum Kohlenhydrate isst, soll nicht nur schnell abnehmen können, sondern auch noch etwas für seine Fitness tun und Krankheiten vorbeugen – so die Verfechter der ketogenen Diät. Die Ernährungsform gehört zu den Low-Carb-Diäten, die beliebt wurden, nachdem der amerikanische Arzt Robert Atkins in den 1970er Jahren seine kohlenhydratarme Atkins-Diät entwickelt hatte, die streng genommen auch eine ketogene Ernährung darstellt.
In den letzten Jahren wurden jedoch auch kritische Stimmen laut. Low-Carb-Ernährung könne Studien zufolge auch ungesund sein, vor allem, wenn dabei sehr viel Fleisch auf den Teller kommt.
Lesen Sie in diesem Artikel, wie die Keto-Diät funktioniert, was ihre Vor- und Nachteile sind und worauf Sie bei einer Ernährungsumstellung achten sollten.
Was ist die ketogene Ernährung?
Die ketogene Ernährung gilt als eine der effektivsten Methoden, um Gewicht zu verlieren. Bei dieser Variante der Low-Carb-Diät stehen in der Regel nur 20 bis 30 Gramm Kohlenhydrate auf dem Speiseplan, dafür aber viel Fett. Sie wird oft auch als ketogene Diät bezeichnet – auch, weil das Wort Diät von Fachleuten als Synonym für Ernährungsweise benutzt wird.
Die ketogene Diät bedeutet eine erhebliche Ernährungsumstellung und ist mit einigem Aufwand verbunden. Möchten Sie die Keto-Ernährung durchführen, müssen Sie berechnen, wie viele Kohlenhydrate Sie verzehren dürfen und darauf achten, welchen Anteil jeweils Fett, Protein und Kohlenhydrate an ihrer täglichen Energiezufuhr haben.
Tipp: Sie wollen Ihre Ernährung umstellen und denken über eine ketogene Ernährung nach? Diese Ernährungsform ist nicht für alle Menschen sinnvoll. Ein guter Start kann auch eine professionelle Ernährungsberatung sein, in der Sie von Fachleuten Ratschläge zu Ihrer individuellen Situation bekommen.
Ketose: Das passiert bei ketogener Ernährung
Das Konzept der ketogenen Ernährung beruht auf der Ketose. In diesen Stoffwechselzustand gerät Ihr Körper, wenn Sie ihm für einige Tage kaum Kohlenhydrate zuführen. Die Ketose ist eine Art Hungermodus des Körpers, in dem Ihr Stoffwechsel die Nährstoffe, die Sie sich zuführen, anders verarbeitet.
Normalerweise nutzen die Zellen unseres Körpers Glukose, also Blutzucker, als Energiequelle. Bekommt der Körper kaum Kohlenhydrate, die er zu Glukose verarbeiten kann, zapft er eine andere Energiequelle an: Die Leber wandelt dann Fettsäuren in sogenannte Ketonkörper um. Diese Ketone kann der Körper ersatzweise als Energie für Muskeln, Gehirn und andere Organe verwenden. Eine hohe Proteinzufuhrwährend der ketogenen Ernährung soll dafür sorgen, dass bei diesem Prozess keine Muskeln abgebaut werden [2-4].
Mundgeruch durch ketogene Ernährung? Zu den Ketonkörpern, die während der Ketose in der Leber entstehen, gehört auch Aceton. Der Körper kann das Aceton kaum verwerten, also gibt er es zu großen Teilen über die Atemluft ab – zusammen mit einer säuerlichen Geruchsnote, die an Apfelessig erinnert [5].
Zudem wird durch die geringere Zufuhr von Kohlenhydraten weniger von dem Hormon Insulin ausgeschüttet. Sinkt der Insulinspiegel, hat Glucagon, der Gegenspieler des Insulins, freie Hand. Zu den Aufgaben des Glucagons gehört es, Fett abzubauen – und das tut es verstärkt, wenn durch kohlenhydratarme Kost der Insulinspiegel sinkt.
Wie hilft die ketogene Ernährung beim Abnehmen?
Durch die ketogene Diät kann es zu einer deutlichen Gewichtsabnahme kommen. Wissenschaftler*innen zufolge könnte das verschiedene Gründe haben, unter anderem [5, 6]:
- Das Glucagon unterdrückt die Bildung des Hungerhormons Ghrelin und reduziert so den Appetit. So gelingt es, insgesamt weniger Kalorien zu sich zu nehmen.
- Bei der Ketogenese kann der Körper die Energie nicht so effizient nutzen wie er das mit der Glukose tut – weniger Kalorien können als Fett gespeichert werden.
- Der Körper produziert weniger Insulin. Das könnte dafür sorgen, dass mehr Fettverbrennung stattfindet.
Ist eine ketogene Ernährung effektiver als andere Diäten und Ernährungsweisen?
Andere Forschende sind der Meinung, dass eine Low-Carb-Diät wie die ketogene Ernährung in erster Linie dazu führt, dass Sie weniger Kalorien zu sich nehmen – und dass Sie vor allem deswegen Gewicht verlieren [7].
Oft bestätigen Untersuchungen, dass Menschen in den ersten sechs Monaten ihrer Keto-Diät stark abnehmen. Nach zwölf Monaten waren fettreduzierte Diäten aber in der Regel ebenso effektiv wie Low-Carb-Diäten. Es gibt außerdem keine aussagekräftigen Langzeitstudien, mögliche Jojo-Effekte etwa sind schlecht untersucht [8, 9].
Die Autor*innen einer neueren Metaanalyse empfehlen, die ketogene Ernährung nur einige Wochen bis wenige Monate einzusetzen. So können Sie den Körper kurzzeitig in die Ketose versetzen und dann zu einer ausgewogenen mediterranen Ernährung wechseln [5].
Was ist die mediterrane Ernährung? Die Mittelmeer-Diät basiert auf traditionellen Ernährungsweisen des Mittelmeerraums. Dazu gehört: viel frisches Obst und Gemüse, Vollkorngetreide und Milchprodukte, Kochen mit Olivenöl, viel Fisch und wenig rotes Fleisch. Die Mittelmeer-Ernährung versorgt Sie unter anderem mit den gesunden Omega-3-Fettsäuren und soll deswegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und rheumatischen Erkrankungen vorbeugen.
Fazit: Wenn Sie es schaffen, die ketogene Ernährung für einige Monate konsequent durchzuhalten, können Sie effektiv abnehmen. Um das Gewicht zu halten, sollten Sie danach weiter eine gesunde Ernährung anstreben, zum Beispiel die mediterrane Ernährungsweise.
Was esse ich bei der ketogenen Diät?
Bei der klassischen ketogenen Ernährung stellen Sie das Verhältnis von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten auf die sogenannte ketogene Ratio von 4 zu 1 ein. Das bedeutet, dass auf ein Gramm Protein und Kohlenhydrate zusammengenommen vier Gramm Fett kommen sollen. Um sich die Ernährung entsprechend zusammenzustellen, sollten Sie Ihren Proteinbedarf (bei Erwachsenen in der Regel 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht) und Ihren täglichen Bedarf an Kalorien berücksichtigen.
Eine strenge Keto-Diät bedeutet in der Regel, dass Sie weniger als fünf Prozent Ihres Tagesumsatzes über Kohlenhydrate zu sich nehmen. Eine typische Verteilung ist: vier Prozent Kohlenhydrate, sechs Prozent Protein und 90 Prozent Fett [2]. Oft werden gemäßigtere Varianten durchgeführt, bei denen beispielsweise mehr Kohlenhydrate und vor allem mehr Protein erlaubt sind.
Gut zu wissen: Fett ist energiereicher als die anderen Makronährstoffe. Während ein Gramm Protein und Kohlenhydrate jeweils rund vier Kilokalorien haben, sind es bei Fett circa neun Kilokalorien pro Gramm.
Beispielrechnung für den Keto-Tagesbedarf
Eine erwachsene Frau hat einen Bedarf von 2.000 Kilokalorien am Tag. Für sie könnte die tägliche Energiezufuhr bei etwas weniger strenger ketogener Ernährung zum Beispiel so aussehen:
- 30 Gramm Kohlenhydrate (rund 120 Kilokalorien, sechs Prozent)
- 70 Gramm Protein (rund 280 Kilokalorien, 14 Prozent)
- 170 Gramm Fett (rund 1.600 Kilokalorien, 80 Prozent)
Zum Vergleich: Zwischen 20 und 30 Gramm Kohlenhydrate stecken schon ungefähr in einer großen Banane, 33 Gramm Nudeln (ungekocht), 150 Gramm Kartoffeln (roh) oder einer dicken Scheibe Vollkornbrot.
Welche Lebensmittel sind bei der ketogenen Diät erlaubt?
Die ketogene Ernährung verbietet nicht direkt Lebensmittel. Sehr kohlenhydratreiche Speisen sind in der Praxis trotzdem tabu: Mit Nudeln, Brötchen und Reis ist es so gut wie unmöglich, den Anteil an Kohlenhydraten gering genug zu halten.
Lebensmittel, die viel Fett und kaum Kohlenhydrate enthalten, gelten als ketogen. Zu den Lebensmitteln mit der höchsten ketogenen Ratio, also dem größten Verhältnis von Fett zu anderen Nährstoffen, gehören [2]:
- Schweinespeck
- Butterschmalz
- Mayonnaise, Schmand, Sahne, Mascarpone
- Paranuss, Macadamia, Walnuss, Pekannuss
- Olive, Kokosnuss, Avocado
Generell eignen sich Eier, Fleisch, Fisch, Pilze und kohlenhydratarmes Gemüse wie Spinat, Tomaten, Blumenkohl, Brokkoli und Zucchini. Hier einige Beispiele für ketogene Mahlzeiten [2]:
- Griechischer Joghurt mit Beeren, Kokosraspeln und Nüssen (zum Beispiel Walnuss, Macadamia, Pekanuss)
- Rührei mit Champignons und Zucchini
- Avocado mit Ei und Speck
- Lachs mit Zucchininudeln und Sauce Hollondaise
- Knäckebrot mit Mortadella, Salatmayonnaise und Gewürzgurken
Was ist die ketogene MCT-Diät?
Die MCT-Diät ist eine Variante der ketogenen Ernährung, bei der etwas mehr Kohlenhydrate und Proteine erlaubt sind als bei der klassischen Keto-Ernährung. Die MCT-Ernährung basiert auf ganz bestimmten Fetten: den mittelkettigen Triglyceriden, auf Englisch medium chain triglycerides oder kurz MCT.
Die MCT lassen den Körper mehr Ketonkörper produzieren als andere Fette. Dadurch genügt ein geringerer Anteil von Fetten an der Ernährung, um den Zustand der Ketose zu erreichen. Die MCT-Diät wird heute auch oft bei Kindern mit Epilepsie eingesetzt. Der Grund dafür ist einfach: Es fällt den Familien leichter, die Ernährung richtig umzustellen, wenn dank MCT etwas mehr Kohlenhydrate und Proteine erlaubt sind.
Reines MCT kommt in der Natur nicht vor. Aus pflanzlichen Fetten, zum Beispiel aus Kokos- und Palmöl, lässt sich aber MCT-Öle gewinnen. Das Öl können Sie in Getränke und Speisen geben oder einfach mit dem Löffel zu sich nehmen [2].
Kennen Sie Butterkaffee? Was erst einmal seltsam klingt, ist ein beliebtes Frühstück während einer ketogenen oder anderen Low-Carb-Ernährung. In den schwarzen Kaffee kommen zwei bis drei Esslöffel Fett. Das Fett kann sich zusammensetzen aus Butter, Kokosöl und/oder MCT-Öl. Anschließend umrühren oder pürieren – fertig ist das Keto-Frühstück.
Wie gesund ist die ketogene Ernährung?
Dass die ketogene Ernährung mindestens kurzfristig beim Abnehmen helfen kann, ist unumstritten. Doch wie sieht aus mit weiteren Effekten der fettreichen Ernährung auf die Gesundheit hat? Hier sind Wissenschaftler*innen sich schon weniger einig.
Welche Nebenwirkungen hat die ketogene Ernährung?
Wenn Sie die ketogene Ernährung einführen, kann es zu einer Reihe von Nebenwirkungen kommen, bis sich der Körper an die Umstellung gewöhnt hat, unter anderem [2]:
- Niedriger Blutzucker
- Verdauungsstörungen wie Verstopfung, Durchfall, Übelkeit
- Apathie, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
Wenn Sie zu Beginn der Ernährungsumstellung unter Übelkeit oder Abgeschlagenheit leiden, können Sie kurzzeitig wieder etwas mehr Kohlenhydrate essen. Das erleichtert Ihrem Körper unter Umständen die Umgewöhnung. Außerdem sollten Sie viel trinken – durch die proteinreiche Kost verlieren sie mehr Flüssigkeit, was unter anderem Verstopfungen begünstigt. Außerdem ist das Risiko von Nierensteinen während der ketogenen Ernährung erhöht.
Ketogene Ernährung und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Laut einer Studienanalyse, die im Fachmagazin The Lancet erschien, kann eine Low-Carb-Diät tatsächlich das Sterberisiko erhöhen – aber nur, wenn Probanden die Kohlenhydrate durch viel Fleisch ersetzten. Das Fazit der Forschenden: Eine Ernährungsweise, die vor allem auf tierischen Fetten basiert, ist nicht gesund – die Weltgesundheitsorganisation etwa empfiehlt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als 500 Gramm Fleisch pro Woche zu konsumieren [10].
Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass eine ketogene Ernährung das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann, etwa in einer Studie an schwedischen Frauen [11]. Generell steigert eine Ernährung, die auf tierischen Fetten basiert, vermutlich das ungesunde LDL-Cholesterin [8].
Fällt die Ernährung sehr proteinreich aus, wirkt sich das womöglich auch auf die Nieren aus – womöglich verschlechtert sich dadurch der Verlauf von Nierenekrankungen [2, 12].
Fazit: Wie sieht eine gesunde Keto-Diät aus?
Eine ketogene Ernährung kann womöglich zu ungesunden Cholesterinwerten und einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen – sie ist aber nicht automatisch ungesund. Entscheidend ist, wie Sie die Ernährung zusammenstellen. Ersetzen Sie Brot und Nudeln nicht einfach durch Steak und Speck. Achten Sie darauf, auch hochwertige Proteine, pflanzliche Fette und frisches Gemüse in Ihren Speiseplan einzubinden.
Ketogene Ernährung als Therapie
Lange bevor die ketogene Ernährung eine beliebte Strategie zum Abnehmen wurde, setzten Ärzt*innen sie zur Therapie von Epilepsie ein. Noch heute ist sie eine gängige Therapie gegen epileptische Anfälle bei Kindern. Eine mögliche Wirkung der Keto-Diät bei Krebs konnte von Studien hingegen nicht bestätigt werden.
Wie hilft die ketogene Ernährung bei Epilepsie?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachteten Mediziner: Strenges Fasten macht epileptische Anfälle weniger wahrscheinlich. Da es aber kaum möglich ist, dauerhaft zu fasten, schon gar nicht für betroffene Kinder, entwickelten Ärzt*innen die ketogene Ernährung, die den Effekt des Fastens im Körper nachahmt. Die ketogene Diät findet bei Kindern unter ärztlicher Aufsicht statt. In regelmäßigen Untersuchungen überprüfen Ärzt*innen, dass es nicht zu einem Vitaminmangel oder einem verlangsamten Wachstum kommt.
Warum genau die kohlenhydratarme Kost gegen epileptische Anfälle hilft, können Wissenschaftler*innen nach wie vor nicht sagen. Es gibt jedoch einige Studien, die ihre Wirksamkeit belegen[13]. Eine Forschergruppe vermutet in einer neuen Studie, dass die ketogene Diät die Zusammensetzung der Darmflora verändert und dass Darmbakterien dadurch vor epileptischen Anfällen schützen [14].
Wussten Sie schon? Es gibt Berichte, nach denen Hippokrates im fünften Jahrhundert vor Christus epileptische Anfälle mit strengem Fasten behandelte. Möglicherweise nutzte der Arzt im antiken Griechenland ohne es zu wissen bereits die Ketose [15].
Bekannt ist die Wirkweise bei Kindern mit einer angeborenen Glukosetransporterstörung (GLUT1-Mangel), die sich unter anderem durch Epilepsie äußert. Bei den betroffenen Kindern kommt zu wenig Glukose und damit zu wenig Energie im Gehirn an. Durch die Ketose erhält das Gehirn mit den Ketonkörpern einen alternativen Treibstoff und ist nicht mehr auf die Glukose angewiesen [16].
Wissenschaftler*innen forschen derzeit daran, ob die ketogene Ernährung auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz und Parkinson eingesetzt werden kann [13-17].
Hilft die ketogene Ernährung bei Krebs?
In Online-Ratgebern kursiert die Theorie, dass sich mit der ketogenen Diät Krebs „aushungern“ ließe. Die Theorie geht auf den deutschen Arzt Otto Heinrich Warburg zurück. Warburg fand in den 1920er Jahren in Laboruntersuchungen heraus, dass Krebszellen Energie ohne Sauerstoff gewinnen und deswegen zum Wachsen viel mehr Glukose benötigen als andere Körperzellen.
Eine Theorie, die daraus entstand: Gesunde Körperzellen könnten Ketonkörper, die beim Hungerzustand der Ketose entstehen, deutlich besser verwerten als Krebszellen, die auf Glukose angewiesen seien. So könne man den Krebs durch Ketose „aushungern“. Diese Theorie ist allerdings nie bewiesen worden. Laborstudien und Tierversuchen kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen, einige bestätigten die Theorie teilweise – so bildeten sich etwa Gehirntumoren bei Mäusen durch ketogene Ernährung zurück. Moderne Forschungsergebnisse deuten aber darauf hin, dass Krebszellen im menschlichen Körper die Ketone durchaus zur Energiegewinnung nutzen können [18,19].
In Studien am Menschen ließen sich bislang keine Vorteile für Krebspatienten durch eine ketogene Diät beobachten. Außerdem zeigte sich, dass sehr viele Krebspatienten große Probleme hatte, das strenge Diätregime durchzuhalten. Krebspatienten haben ohnehin oft mit Mangelernährung und Untergewicht zu kämpfen und werden von der ketogenen Diät weiter geschwächt. Auch Nebenwirkungen sind bei der Keto-Diät möglich, wie Dehydrierung, Nierensteine und ein Mangel an dem Mineralstoff Selen [20-22].
Tumorkachexie – Mangelernährung durch Krebs: Bei vielen Menschen, die an Krebs leiden, kommt es zu Stoffwechselstörungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und dem Abbau von Fett- und Muskelmasse. Diese Mangelernährung während einer Krebserkrankung bezeichnen Ärzt*innen auch als Tumorkachexie [23].
Fazit: Eine ketogene Ernährung ist nach dem heutigen Stand der Forschung keine effektive Therapie gegen Krebs.
Ketogene Ernährung: Auf einen Blick
Was ist die ketogene Ernährung?
Die ketogene Ernährung ist eine strenge Form der Low-Carb-Diät. Sie nehmen dabei in der Regel weniger als fünf Prozent ihres täglichen Kalorienbedarfs durch Kohlenhydrate zu sich und decken 70 bis 90 Prozent ihres Energiebedarfs durch Fett.
Nach einigen Tagen stellt sich Ihr Stoffwechsel um. Ihr Körper nutzt jetzt statt Glukose Ketonkörper als Energiequelle.
Was bringt die ketogene Ernährung?
Die meisten Menschen, die eine ketogene Diät durchhalten, nehmen vor allem in den ersten sechs Monaten deutlich ab. Ob der Gewichtsverlust auch langfristig oder ob Jojo-Effekte an der Tagesordnung stehen, muss noch in Langzeitstudien geklärt werden.
Die ketogene Ernährung wird schon lange erfolgreich als Therapie bei Kindern mit Epilepsie eingesetzt.
Was darf ich bei der ketogenen Ernährung essen?
Wegen ihres hohen Gehalts an Kohlenhydraten sind Nudeln, Brot und Reis in der Regel tabu.
Beliebte Lebensmittel während der Keto-Diät sind Fleisch, Fisch, Eier und kohlenhydratarmes Gemüse. Auch Nüsse und bestimmte Früchte, vor allem Beeren, sind in Maßen erlaubt.
Welche Nebenwirkungen kann die ketogene Ernährung haben?
Während der Körper sich an die ketogene Diät gewöhnt, kann es zu Verdauungsproblemen und Müdigkeit kommen. Außerdem ist das Risiko von Nierensteinen erhöht.
Wissenschaftler*innen untersuchen derzeit noch Langzeit-Auswirkungen der Keto-Ernährung. Basiert die Ernährung vor allem auf tierischen Fetten, kann das vermutlich das ungesunde LDL-Cholesterin und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Quellen
[1] Statista, „Verwendung von Diäten und Ernährungskonzepte in Deutschland 2017“, Statista. [Online]. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/721853/umfrage/umfrage-zur-verwendung-von-diaeten-und-ernaehrungskonzepte-in-deutschland/. [Zugegriffen: 23-Sep-2019].
[2] U. O. Marquardt Tobias Fischer, Thorsten, „Ketogene Diät – eine Herausforderung für Patienten und Fachkräfte“, Ernähr. Umsch., 2017.
[3] H.-K. Biesalski, P. Grimm, und S. Nowitzki-Grimm, Taschenatlas Ernährung, 7., unveränderte Auflage. Stuttgart New York: Georg Thieme Verlag, 2017.
[4] Elmadfa, I. und Leitzmann, C., Ernährung des Menschen, 6. Aufl. Stuttgart: Eugen Ulmer KG, 2019.
[5] A. Paoli, „Ketogenic Diet for Obesity: Friend or Foe?“, Int. J. Environ. Res. Public. Health, Bd. 11, Nr. 2, S. 2092–2107, Feb. 2014.
[6] M. A. Arafat u. a., „Glucagon inhibits ghrelin secretion in humans“, Eur. J. Endocrinol., Bd. 153, Nr. 3, S. 397–402, Sep. 2005.
[7] D. M. Bravata u. a., „Efficacy and Safety of Low-Carbohydrate Diets: A Systematic Review“, JAMA, Bd. 289, Nr. 14, S. 1837–1850, Apr. 2003.
[8] A. J. Nordmann u. a., „Effects of Low-Carbohydrate vs Low-Fat Diets on Weight Loss and Cardiovascular Risk Factors: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials“, Arch. Intern. Med., Bd. 166, Nr. 3, S. 285–293, Feb. 2006.
[9] M. Hession, C. Rolland, U. Kulkarni, A. Wise, und J. Broom, „Systematic review of randomized controlled trials of low-carbohydrate vs. low-fat/low-calorie diets in the management of obesity and its comorbidities“, Obes. Rev. Off. J. Int. Assoc. Study Obes., Bd. 10, Nr. 1, S. 36–50, Jan. 2009.
[10] S. B. Seidelmann u. a., „Dietary carbohydrate intake and mortality: a prospective cohort study and meta-analysis“, Lancet Public Health, Bd. 3, Nr. 9, S. e419–e428, Sep. 2018.
[11] P. Lagiou, S. Sandin, M. Lof, D. Trichopoulos, H.-O. Adami, und E. Weiderpass, „Low carbohydrate-high protein diet and incidence of cardiovascular diseases in Swedish women: prospective cohort study“, BMJ, Bd. 344, S. e4026, Juni 2012.
[12] S. P. Juraschek, L. J. Appel, C. A. M. Anderson, und E. R. Miller, „Effect of a high-protein diet on kidney function in healthy adults: results from the OmniHeart trial“, Am. J. Kidney Dis. Off. J. Natl. Kidney Found., Bd. 61, Nr. 4, S. 547–554, Apr. 2013.
[13] C. E. Stafstrom und J. M. Rho, „The Ketogenic Diet as a Treatment Paradigm for Diverse Neurological Disorders“, Front. Pharmacol., Bd. 3, Apr. 2012.
[14] C. A. Olson, H. E. Vuong, J. M. Yano, Q. Y. Liang, D. J. Nusbaum, und E. Y. Hsiao, „The Gut Microbiota Mediates the Anti-Seizure Effects of the Ketogenic Diet“, Cell, Bd. 173, Nr. 7, S. 1728-1741.e13, Juni 2018.
[15] J. W. Wheless, „History and Origin of the Ketogenic Diet“, in Epilepsy and the Ketogenic Diet, C. E. Stafstrom und J. M. Rho, Hrsg. Totowa, NJ: Humana Press, 2004, S. 31–50.
[16] J. Klepper, „Glucose transporter deficiency syndrome (GLUT1DS) and the ketogenic diet“, Epilepsia, Bd. 49, Nr. s8, S. 46–49, 2008.
[17] L. B. Gano, M. Patel, und J. M. Rho, „Ketogenic diets, mitochondria, and neurological diseases“, J. Lipid Res., Bd. 55, Nr. 11, S. 2211–2228, Nov. 2014.
[18] U. E. Martinez-Outschoorn, Z. Lin, D. Whitaker-Menezes, A. Howell, M. P. Lisanti, und F. Sotgia, „Ketone bodies and two-compartment tumor metabolism: Stromal ketone production fuels mitochondrial biogenesis in epithelial cancer cells“, Cell Cycle, Bd. 11, Nr. 21, S. 3956–3963, Nov. 2012.
[19] A. Paoli, A. Rubini, J. S. Volek, und K. A. Grimaldi, „Beyond weight loss: a review of the therapeutic uses of very-low-carbohydrate (ketogenic) diets“, Eur. J. Clin. Nutr., Bd. 67, Nr. 8, S. 789–796, Aug. 2013.
[20] J. Huebner u. a., „Counseling Patients on Cancer Diets: A Review of the Literature and Recommendations for Clinical Practice“, Anticancer Res., Bd. 34, Nr. 1, S. 39–48, Jan. 2014.
[21] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, „Ketogene Diät: Effekt bei Tumorerkrankungen bisher nicht nachweisbar“, Deutsches Ärzteblatt, 28-März-2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92067/Ketogene-Diaet-Effekt-bei-Tumorerkrankungen-bisher-nicht-nachweisbar. [Zugegriffen: 16-Sep-2019].
[22] N. Erickson, D. Buchholz, und J. Hübner, „Stellungnahme zu ketogenen und kohlenhydratarmen Diäten bei Menschen mit Krebs.“, Ernähr. Umsch., Nr. 64(9), S. M514–M516, Sep. 2017.
[23] M. J. Tisdale, „Cachexia in cancer patients“, Nat. Rev. Cancer, Bd. 2, Nr. 11, S. 862–871, Nov. 2002.