Tausende von Gegenständen, mit denen wir täglich in Kontakt kommen, enthalten Latex. Leiden Sie an einer Latexallergie, können so unterschiedliche Dinge wie ein Schutzhandschuhe und eine Banane zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
Die Latexallergie wurde 1927 entdeckt – für richtig Aufsehen sorgte sie aber erst in den 80er Jahren. Damals waren HIV- und AIDS-Erkrankungen weit verbreitet und man dachte, dass bloßer Körperkontakt die Viren übertragen könnte. Deswegen trugen Ärzt*innen und Pflegekräfte Schutzhandschuhe aus Latex, die bei vielen von ihnen allergische Reaktionen auslösten. Als latexfreie Handschuhe eingeführt wurden, verringerte sich die Häufigkeit der durch Latexallergie ausgelösten Beschwerden um 50 Prozent [1].
Erfahren Sie in diesem Artikel, was Latex genau ist, wie eine Allergie entsteht, wie sie sich äußert und was Sie bei einer Latexallergie tun können.
Was ist Latex?
Latex, auch Naturkautschuk genannt, ist die milchige Flüssigkeit aus dem südamerikanischen Gummibaum (Kautschukbaum). Latex wird in der Industrie zu Kautschuk verarbeitet, den wir im Alltag als Gummi kennen. Durch die Zugabe von bestimmten Zusatzstoffen kann man aus dem Naturkautschuk auch Süßigkeiten herstellen [2].
Gut zu wissen: Der Milchsaft aus dem Gummibaum schmeckt süß.
Welche Produkte enthalten Latex?
Latex und seine Gummiprodukte befinden sich in knapp 40.000 alltäglichen Gebrauchsgegenständen [2, 3]:
- Kaugummi
- Autoreifen, Dichtungsmittel, Matratzen, Schaumstoff, Latexfarbe
- Latex-Kleidung, Gummibündchen in Kleidung, Turnschuhe
- Ohrstöpsel, Babyflaschen, Schnuller, Radiergummi, Luftballons, selbstklebende Briefumschläge
- Kondome, Gummihandschuhe, Beatmungsmasken, medizinisches Zubehör wie Katheter
- Ski- und Schwimmbrille, Tauchausrüstung, Gymnastikmatten, Schlauchboote
Was ist eine Latexallergie?
Bei einer Latexallergie hält das Immunsystem harmlose Proteine und Zusatzstoffe (Allergene) in Latex-Artikeln fälschlicherweise für gefährliche Erreger, die dem Körper schaden. Der Hautkontakt mit Latex und das Einatmen – beispielsweise Dunst von Latexfarbe – können das Immunsystem verwirren, woraufhin der Körper IgE-Antikörper freisetzt. Die Antikörper bekämpfen die Allergene aggressiv, was zu Beschwerden auf der Haut und in den Atemwegen führt Latex-Produkte können bis zu 15 Eiweiße enthalten, auf die ein Mensch allergisch reagieren kann [3].
Kreuzreaktionen bei einer Latexallergie – Das Latex-Frucht-Syndrom
30 bis 40 Prozent der Menschen mit Latexallergie leiden auch an Allergie-Symptomen gegenüber bestimmten Obst- und Gemüsesorten, wie zum Beispiel [4]:
- Avocado, Tomate
- Banane, Papaya, Ananas, Mango, Dattel, Kiwi
- Kartoffeln, Sellerie
- Haselnuss, Walnuss, Cashew
Diese Nahrungsmittel enthalten Proteine, die den Allergenen im Latex ähneln. Diese Proteine verwirren das Immunsystem, welches beispielsweise beim Biss in eine Banane denkt, dass gerade „schädliche“ Latex-Proteine in den Körper eindringen [4]. Man spricht dann von einer Kreuzallergie.
Wer ist besonders von Latexallergie betroffen?
Im Verlauf der letzten 100 Jahre fiel auf, dass vor allem Menschen im Medizinbereich und Raumpflegekräfte mit einer Latexallergie zu kämpfen hatten und, da sie häufig mit latexhaltigen Handschuhen beispielsweise arbeiten.
Wenn die Eltern Allergiker*innen sind, besteht außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Latexallergie entwickelt. Und auch Kinder, die mit einem offenen Rücken (Neuralrohrfehlbildung) auf die Welt gekommen sind, leiden häufig an einer Latexallergie [5–7].
Was sind die Symptome einer Latexallergie?
Am häufigsten äußert sich eine Latexallergie auf der Haut: zum Beispiel an den Händen, nachdem Schutzhandschuhe getragen haben oder an den Lippen, wenn Sie einen Luftballon aufgeblasen haben. Es kann außerdem passieren, dass Sie Latexpartikel einatmen und es zu Symptomen in den Atemwegen kommt.
Tabelle: Typische Symptome einer Latexallergie [2]:
Hautkontakt |
Einatmen |
Juckreiz |
Schnupfen |
Rötungen |
Juckreiz in den Augen |
Bläschenbildung |
Luftnot |
Anschwellen der Lippen |
Husten |
Im schlimmsten Fall kann bei einer Allergie ein anaphylaktischer Schock eintreten: Der Körper schüttet hohe Mengen des Botenstoffs Histamin aus, wodurch sich die Blutgefäße weiten und der Blutdruck rapide absinkt. Es sollte schnellstens ein Notarzt kontaktiert werden. Bis er eintrifft, muss die betroffene Person sich hinlegen und ihre Beine hochlagern (Schocklage). Wird ein anaphylaktischer Schock nicht schnell behandelt, kann er zum Tod führen [8].
Therapie der Latexallergie
Sind Sie allergisch, sollten Sie in erster Linie Latexprodukte im Alltag meiden und sich Alternativen suchen. Sie bekommen mittlerweile zum Beispiel naturlatexfreie Gummihandschuhe und Kondome. Wenn bei Ihnen nachweislich eine Allergie besteht, achten Sie auch auf Kreuzreaktionen mit Lebensmitteln. Wie bei einer Tierhaarallergie können Sie auch Antihistaminika oder Nasensprays mit Kortison bei sich tragen, falls bei Kontakt mit Latex ein allergischer Schnupfen auftritt [2].
Tipp: Achten Sie beim Kauf von Konsumartikeln darauf, ob sie wirklich latexfrei sind. Sollten sie nur als „allergenarm“ gekennzeichnet sein, können noch Spuren von Latex enthalten sein, die möglicherweise Allergien auslösen.
Latex-Alternativen
Um Latex zu ersetzen, greift die Industrie auf Stoffe wie Silikon in Schnullern, Nitrile, Neopren und Vinyl in Gummihandschuhen zurück [9]. Sie finden latexfreie Handschuhe unter anderem in jeder herkömmlichen Drogerie. In den USA vertreibt beispielsweise der Hersteller Yulex gummiähnliches Material ohne Latex. Seit einigen Jahren gibt es zum Beispiel Taucheranzüge aus Yulex-Material. Bis jetzt haben sich Yulex-Produkte aber auf dem europäischen Markt noch nicht durchsetzen können.
Kann man eine Latexallergie heilen?
Mediziner*innen versuchen mit einer Hyposensibilisierung (Immuntherapie) zu erreichen, dass sich eine Allergie zurückbildet. Während dieser Behandlung nehmen Allergiker*innen geringe Mengen des Allergens ein, damit sich der Körper daran gewöhnen kann. Bis dato gibt es aber keine erfolgreiche Heilung einer Latexallergie [10].
Latexallergie-Test
Eine Möglichkeit, einem Verdacht auf Latexallergie nachzugehen, ist ein Arztbesuch. Zunächst versuchen Ärzt*innen in einem Beratungsgespräch, Symptome und Ursachen zu klären. Anschließend führen sie einen Haut- oder Bluttest sowie danach einen möglichen Provokationstest durch, um zu überprüfen, ob Sie auf Latex-Allergene reagieren. Ein Prick-Test auf der Haut oder ein Bluttest verraten Ihnen, ob Sie gegen Latex sensibilisiert sind.
Je nachdem, ob bei Ihnen vorwiegend Haut- oder Atemwegsprobleme bestehen, tragen Ärzt*innen Allergene auf die Nasenschleimhaut oder stülpt Ihnen Latexhandschuhe auf die Hand, um Reaktionen zu messen [11].
Latexallergie: Auf einen Blick
Was versteht man unter einer Latexallergie?
Das Immunsystem greift den Körper an, sobald Latex-Teilchen mit der Haut oder den Atemwegen in Kontakt kommen – sie werden für vermeintliche Fremdkörper gehalten. Wenn eine Latexallergie bei einem Elternteil vorliegt, haben Kinder ein erhöhtes Risiko, auch eine zu entwickeln.
Welche Symptome treten bei einer Latexallergie auf?
Die Immunreaktion führt zu Juckreiz und Rötungen auf der Haut. Gelangen Latex-Teilchen in die Atemwege, können Beschwerden wie Husten und Luftnot eintreten.
In einigen Fällen kommt es zu einer Kreuzallergie. Dann treten diese Symptome auch auf, wenn Latex-Allergiker*innen Lebensmittel wie Nüsse, Tomaten, Avocado oder Bananen essen.
Wie behandelt man eine Latexallergie?
Allergiker*innen sollten im Alltag darauf achten, nicht mit Latex-Produkten in Berührung zu kommen. Beim Kauf von Gegenständen sollten sie prüfen, dass keine Spuren von Latex enthalten sind.
Quellen
[1] D. R. Ownby, „A history of latex allergy“, J. Allergy Clin. Immunol., Bd. 110, Nr. 2 Suppl, S. S27-32, Aug. 2002.
[2] „Latexallergie“, ECARF. https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/latexallergie/ (zugegriffen Sep. 17, 2018).
[3] „Latexallergie: Grundlagen“. https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/weitere-krankheitsbilder/latexallergie/grundlagen.html#c160754 (zugegriffen Sep. 17, 2018).
[4] „Latexallergie: DAAB“. https://www.daab.de/allergien/latexallergie/ (zugegriffen Sep. 17, 2018).
[5] M. Waseem, S. Ganti, A. Hipp, und L. Ravi, „Latex-induced anaphylactic reaction in a child with spina bifida“, Pediatr. Emerg. Care, Bd. 22, Nr. 6, S. 441–442, Juni 2006, doi: 10.1097/01.pec.0000217662.77927.b4.
[6] R. P. Kumar, „Latex Allergy in Clinical Practice“, Indian J. Dermatol., Bd. 57, Nr. 1, S. 66–70, 2012, doi: 10.4103/0019-5154.92686.
[7] M. Boettcher u. a., „Prenatal latex sensitization in patients with spina bifida: a pilot study“, J. Neurosurg. Pediatr., Bd. 13, Nr. 3, S. 291–294, März 2014, doi: 10.3171/2013.12.PEDS13402.
[8] „Pschyrembel Online | anaphylaktischer Schock“. https://www.pschyrembel.de/anaphylaktischer%20Schock/K0KHM/doc/ (zugegriffen Apr. 09, 2019).
[9] „Material Substitutes for Rubber“, eHow. https://www.ehow.com/list_7504245_material-substitutes-rubber.html (zugegriffen Sep. 18, 2018).
[10] M. M. Saleh, S. Forkel, M. P. Schön, T. Fuchs, und T. Buhl, „Profile Shift in Latex Sensitization over the Last 20 Years“, Int. Arch. Allergy Immunol., S. 1–6, Sep. 2018, doi: 10.1159/000492191.
[11] „Latex Allergy Diagnosis and Management | World Allergy Organization“. https://www.worldallergy.org/education-and-programs/education/allergic-disease-resource-center/professionals/latex-allergy-diagnosis-and-management (zugegriffen März 25, 2019).