Probleme mit dem Wasserlassen gehören zu den häufigsten Symptomen bei älteren Männern. Studien zufolge ist jeder Dritte über 50-Jährige von solchen Problemen mit dem Harntrakt betroffen, unter den über 70-Jährigen sind es sogar bis zu 80 Prozent. Die häufigste Ursache dafür: eine gutartige Prostatavergrößerung. Die ist zwar meist harmlos, schmälert aber mit unangenehmen Beschwerden die Lebensqualität vieler älterer Männer [1],[2].
Prostatahyperplasie (Prostatavergrößerung) im Überblick
- Eine Prostatavergrößerung betrifft vor allem Männer über 50. Mit höherem Alter steigt das Risiko immer mehr.
- Ursachen für die Prostatavergrößerung sind noch unklar, vermutlich spielen Sexualhormone und eine genetische Veranlagung eine Rolle.
- Die vergrößerte Prostata kann zu Beschwerden beim Wasserlassen führen, wie zum Beispiel häufiges Wasserlassen, starkem Harndrang und einem schwachen Urinstrahl.
- In der Regel ist die Prostatavergrößerung harmlos. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einem Harnverhalt, bei dem das Wasserlassen kaum noch oder gar nicht mehr möglich ist. Das ist ein medizinischer Notfall.
- Ärzt*innen empfehlen oft, abzuwarten und die Symptome zu beobachten. Ist eine Behandlung nötig, kommen Medikamente und eine Operation infrage.
Was ist eine Prostatahyperplasie (Prostatavergrößerung)?
Die Prostata wird im Alter langsam immer größer, weil im Laufe der Zeit mehr und mehr Prostatazellen entstehen – das ist ganz normal. Bei einigen Menschen wächst das Organ allerdings besonders schnell oder besonders stark. Dann kann es auch zu Beschwerden wie häufigem Harndrang und weiteren Problemen beim Wasserlassen kommen, weil die vergrößerte Prostata auf die Harnröhre drückt.
Der Fachbegriff dafür lautet benigne Prostatahyperplasie, übersetzt gutartige Prostatavergrößerung. Gutartig heißt in diesem Fall, dass es sich bei dem Gewebe, das zusätzlich entsteht, nicht um Krebszellen handelt. Dementsprechend ist eine Prostatavergrößerung auch meist harmlos. Sie kann aber mit einigen unangenehmen Beschwerden einhergehen.
Prostatavergrößerung erkennen: Einen Hinweis auf eine Prostatahyperplasie liefert der PSA-Wert, der im Blut gemessen wird und auch bei der Früherkennung von Prostatakrebs zum Einsatz kommt. Mehr darüber, was ein erhöhter PSA-Wert bedeutet, erfahren Sie in unserem Artikel über die Prostata-Werte [3].
Wie viele Menschen sind betroffen?
Eine Prostatahyperplasie betrifft vor allem Männer über 50 und wird im höheren Alter immer häufiger. Bei Jüngeren ist sie selten.
Wie viele Menschen betroffen sind, lässt sich nicht genau sagen, Studien kommen je nach Methode und Definition der Prostatahyperplasie zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2017, die Studien aus der ganzen Welt einbezog, ergab zum Beispiel: Im Alter von 40 Jahren sind im Schnitt knapp 15 Prozent der Männer betroffen, während unter den 80-Jährigen fast 37 Prozent eine vergrößerte Prostata haben [4]. Eine Studiensammlung aus dem Vereinigten Königreich ergab niedrigere Zahlen, hier waren rund 3 Prozent der Männer zwischen 45 und 49 betroffen und mehr als 30 Prozent der über 85-Jährigen [5]. Andere Veröffentlichungen nennen noch deutlich höhere Zahlen. Einige Fachleute gehen davon aus, dass 80 Prozent oder sogar mehr der Männer über 80 Jahren eine Prostatavergrößerung haben [2].
Fazit daraus: Die gutartige Prostatavergrößerung ist bei älteren Männern sehr häufig, ab einem gewissen Alter ist vermutlich mindestens jeder Dritte betroffen.
Haben nur Männer eine Prostata? In diesem Artikel ist an den meisten Stellen von Männern die Rede – auch weil sich die meisten Studien nur auf Männer beziehen. Es gibt aber verschiedene Personengruppen, die eine Prostata haben und von einer Prostatavergrößerung betroffen sein können. Das gilt zum Beispiel für trans Frauen, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde, nichtbinäre oder intergeschlechtliche Menschen. trans Frauen, die eine geschlechtsangleichende Hormontherapie oder Operationen hatten, haben in der Regel ein geringeres Risiko für Prostataprobleme als Männer im selben Alter [6].
Wie gefährlich ist eine vergrößerte Prostata?
An sich ist eine Prostatavergrößerung harmlos. Studien zeigen außerdem, dass die vergrößerte Prostata das Risiko von Prostatakrebs nicht erhöht. Bei manchen Betroffenen führt sie aber zu häufigen Infekten in den Harnwegen, was sehr unangenehm sein kann. Je länger die Prostatahyperplasie unbehandelt bleibt, desto eher verschlimmern sich diese Symptome [7].
Außerdem sind Komplikationen möglich, auch wenn sie sehr selten sind, vor allem der sogenannte Harnverhalt. Kommt es zum Harnverhalt, können Betroffene überhaupt nicht mehr oder kaum noch Wasser lassen – das ist ein medizinischer Notfall. Ärzt*innen behandeln den Harnverhalt mit einem Katheter, später ist in der Regel eine Operation an der Prostata nötig.
Ursachen für eine Prostatavergrößerung
Warum die Prostata bei manchen Männern schneller wächst als bei anderen, wird in der Wissenschaft noch diskutiert.
Eine wichtige Rolle spielt wahrscheinlich, dass sich die Hormonspiegel im Alter verändern. Theorien dazu drehen sich zum Beispiel darum, dass der Testosteronspiegel im Alter sinkt, während das Östrogen gleichbleibt. Außerdem steigt der Spiegel des Dihydrotestosterons, eines weiteren männlichen Sexualhormons. All diese Veränderungen könnten dazu beitragen, dass die Prostata größer wird.
Auch eine genetische Veranlagung erhöht möglicherweise das Risiko für eine Prostatahyperplasie. Wenn es also in Ihrer Familie bereits Fälle von Prostatavergrößerung gab, könnte es wahrscheinlicher sein, dass auch Sie eine entwickeln.
Umstritten ist, ob das metabolische Syndrom aus Übergewicht, Diabetes, einem gestörten Fettstoffwechsel und Bluthochdruck das Wachstum der Prostata beeinflusst. Einige Wissenschaftler*innen vermuten, dass die Prostatavergrößerung nicht automatisch im hohen Alter entsteht, und dass Übergewicht und ein ungesunder Lebensstil sie wahrscheinlicher machen. Das metabolische Syndrom könnte zum Beispiel das Verhältnis von Östrogenen und Testosteron beeinflussen und so dazu beitragen, dass die Prostata wächst [8].
Symptome bei Prostatavergrößerung
Eine vergrößerte Prostata bedeutet, dass weniger Platz für das umliegende Gewebe im Körper ist. Vor allem drückt die Prostata dann auf die Harnwege, was verschiedene Beschwerden rund um das Wasserlassen verursachen kann.
Mögliche Symptome einer Prostatavergrößerung sind deshalb [2]:
- Häufiges Wasserlassen, vor allem nachts
- Plötzlicher, starker Harndrang
- Schwierigkeiten, mit dem Wasserlassen zu beginnen
- Schwacher Urinstrahl
- Nach dem Wasserlassen tropft es nach
Dazu kann Blut im Urin auf eine vergrößerte Prostata hinweisen – allerdings auch auf einige andere Gesundheitsprobleme. Wenn Sie Blut im Urin entdecken, lassen Sie sich am besten von Ihren Ärzt*innen untersuchen.
Was kann es noch sein? Eine Prostataentzündung oder auch Prostatakrebs können ähnliche Symptome verursachen wie eine vergrößerte Prostata. Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über die Symptome von Prostatakrebs und die Prostataentzündung (Prostatitis).
Was tun gegen eine vergrößerte Prostata?
Generell gilt: Ein gesunder Lebensstil kann auch Ihrer Prostata helfen – unter anderem, indem Sie dadurch starkem Übergewicht vorbeugen. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung. In unserem Gesundheitsportal finden Sie Tipps, wie Sie Gewohnheiten ändern und gesunde Routinen etablieren.
Ansonsten gibt es verschiedene Therapieoptionen, die Sie am besten mit Ihren Ärzt*innen besprechen. Bei milden Symptomen empfehlen Ärzt*innen oft, erst einmal nicht zu behandeln, sondern die Symptome zu beobachten. Da die Prostatahyperplasie meist sehr langsam voranschreitet, kann diese Methode jahrelang gut funktionieren. Auch Medikamente sind möglich, sie können zum Beispiel die Muskeln in der Prostata entspannen und sorgen so dafür, dass der Urin besser abfließt. Sie können aber auch Nebenwirkungen wie Kraftlosigkeit, niedrigen Blutdruck und Erektionsstörungen auslösen, vor allem, wenn Sie sie auf Dauer einnehmen [2], [9].
Wann muss die Prostata operiert werden?
Eine Operation kommt in Frage, wenn die Prostatahyperplasie ernsthafte Symptome verursacht. Bei solchen Eingriffen geht es darum, das überschüssige Gewebe zu entfernen und die Prostata so wieder zu verkleinern. Als Standard gilt hier die transurethrale Resektion der Prostata, kurz TURP. Dabei nutzen Chirurg*innen eine Elektroschlinge, die sie über die Harnröhre in die Prostata einführen. Es handelt sich um einen minimalinvasiven Einschnitt – das bedeutet, dass kein Schnitt in den Bauch nötig ist [10].
Quellen
[1] „Enlarged prostate“, Prostate Cancer UK. https://prostatecanceruk.org/prostate-information/further-help/enlarged-prostate/ (zugegriffen 3. März 2023).
[2] E. Bortnick, C. Brown, V. Simma-Chiang, und S. A. Kaplan, „Modern best practice in the management of benign prostatic hyperplasia in the elderly“, Ther. Adv. Urol., Bd. 12, S. 1756287220929486, Mai 2020, doi: 10.1177/1756287220929486.
[3] „Prostate-Specific Antigen (PSA) Test - National Cancer Institute“, 25. Februar 2021. https://www.cancer.gov/types/prostate/psa-fact-sheet (zugegriffen 28. September 2021).
[4] S. W. H. Lee, E. M. C. Chan, und Y. K. Lai, „The global burden of lower urinary tract symptoms suggestive of benign prostatic hyperplasia: A systematic review and meta-analysis“, Sci. Rep., Bd. 7, Nr. 1, S. 7984, Aug. 2017, doi: 10.1038/s41598-017-06628-8.
[5] M. Speakman, R. Kirby, S. Doyle, und C. Ioannou, „Burden of male lower urinary tract symptoms (LUTS) suggestive of benign prostatic hyperplasia (BPH) - focus on the UK“, BJU Int., Bd. 115, Nr. 4, S. 508–519, Apr. 2015, doi: 10.1111/bju.12745.
[6] M. Bertoncelli Tanaka u. a., „Prostate cancer in transgender women: what does a urologist need to know?“, BJU Int., Bd. 129, Nr. 1, S. 113–122, Jan. 2022, doi: 10.1111/bju.15521.
[7] „Benign prostate enlargement“, nhs.uk, 20. Oktober 2017. https://www.nhs.uk/conditions/prostate-enlargement/ (zugegriffen 2. März 2023).
[8] L. Vignozzi, M. Gacci, und M. Maggi, „Lower urinary tract symptoms, benign prostatic hyperplasia and metabolic syndrome“, Nat. Rev. Urol., Bd. 13, Nr. 2, Art. Nr. 2, Feb. 2016, doi: 10.1038/nrurol.2015.301.
[9] „Gutartige Prostatavergrößerung - das sollte Mann wissen! - Prostata Hilfe Deutschland“. https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/gutartige-prostatavergroesserung-bph (zugegriffen 3. März 2023).
[10] Arbeitskreis Benignes Prostatasyndrom (AK BPS) der Akademie der Deutschen Urologen, Hrsg., „S2e Leitlinie Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)“, 2012, Zugegriffen: 3. März 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-035l_S2e_Therapie_benignes_Prostatatasyndrom_2014_11-abgelaufen.pdf