Niedriger Blutdruck ist meist harmlos, kann aber zu Beschwerden wie Schwindel führen und in seltenen Fällen sogar gefährlich sein. Was helfen kann: Medikamente, Wechselduschen und die richtige Ernährung.
Kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen besonders nach dem Aufstehen plötzlich schwarz vor Augen wird, sich alles dreht und es in den Ohren saust? Treten diese Symptome häufiger bei Ihnen auf, liegt das möglicherweise an niedrigem Blutdruck.
Lesen Sie in diesem Text, was weitere typische Symptome einer sogenannten Hypotonie sind, welche Ursachen zugrunde liegen und welche Behandlungen gut geeignet sind. Erfahren Sie außerdem mehr über die Gefahren von niedrigem Blutdruck während einer Schwangerschaft und welche Folgen sich für Mutter und Kind ergeben können.
Was versteht man unter Blutdruck?
Beim Blutdruck handelt es sich vereinfacht gesagt um den Druck des Blutes in einem bestimmten Gefäß. Der Blutdruck wird in zwei Werten angegeben. Der systolische Blutdruck (höherer Wert) misst den Druck, der entsteht, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut in die Gefäße pumpt. Der diastolische Blutdruck (niedrigerer Wert) misst den Druck auf die Gefäße, wenn der Herzmuskel erschlafft [1].
Gemessen wird der Blutdruck in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Die Einheit kommt daher, dass man früher den Blutdruck mithilfe von Quecksilbersäulen untersuchte. Ein Blutdruck von 120/80 mmHg gilt als normal. Sobald der Wert weniger als 90/60 mmHg beträgt, spricht man von niedrigem Blutdruck, in der Fachsprache auch Hypotonie genannt [2].
Symptome von niedrigem Blutdruck
Während manche Menschen dauerhaft niedrigen Blutdruck haben und nichts davon merken, macht sich der niedrige Blutdruck bei anderen durch verschiedene Symptome bemerkbar. Zu den typischen Symptomen zählen [3] [4]:
- Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Ohrensausen
- Blässe
- Kalte Hände und Füße
- Schwindel
- Sehstörungen
In der Regel kommt es zu diesen Symptomen, weil das Gehirn nicht ausreichend durchblutet wird. Wenn Symptome auftreten, sollten Sie das nicht ignorieren und sich frühzeitig behandeln lassen.
Ursachen von niedrigem Blutdruck
Niedriger Blutdruck ist in den allermeisten Fällen nicht gefährlich oder gesundheitsschädlich. Trotzdem empfinden viele Menschen die Symptome, die eine Hypotonie mit sich bringt, als unangenehm und beunruhigend.
Niedriger Blutdruck kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner*innen zwei Arten von niedrigem Blutdruck. Einerseits gibt es Menschen mit dauerhaft niedrigem Blutdruck, der ohne Symptome auftritt. Diese Form heißt auch primäre Hypotonie. Andererseits sprechen Ärzt*innen von krankheitsbedingt niedrigem Blutdruck, der auch symptomatischer Blutdruck oder sekundäre Hypotonie genannt wird [5].
Besonders häufig haben junge, schlanke Mädchen und Frauen sowie hagere, ältere Menschen dauerhaft niedrigen Blutdruck, der sich durch gelegentlichen Schwindel bemerkbarmacht.
Auch in der Schwangerschaft sinkt der Blutdruck häufig unter den Normwert ab und reguliert sich nach der Geburt wieder von selbst [6].
Orthostatische Hypotonie
Einer der bekanntesten Typen von niedrigen Blutdruck ist die orthostatische Hypotonie. Diese Form der Hypotonie tritt beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen auf. Grund hierfür ist, dass der Körper es nicht schnell genug schafft, Blutdruck und Blutverteilung der neuen Position anzupassen. Es kommt zu einem raschen Blutdruckabfall, der sich durch Schwindel oder durch das typische „Schwarz werden vor den Augen“ bemerkbar macht. In der Regel reguliert sich der Blutdruck innerhalb weniger Sekunden oder Minuten wieder von selbst.
Diese Form des niedrigen Blutdrucks kann in allen Altersgruppen auftreten. Ältere, insbesondere gebrechliche, Menschen sind häufiger betroffen [7].
Postprandiale Hypotonie
Bei dieser Form kommt es zu einem sehr starken Abfall des Blutdrucks nach einer Mahlzeit. Infolge dessen können Schwindel, Benommenheit und Stürze auftreten. Ältere Menschen sind häufiger Betroffen [8].
Neural mediierte Hypotonie (NMH)
Zu dieser Form der Hypotonie kommt es, wenn Gehirn und Herz nicht richtig miteinander kommunizieren. Besonders nach langen Stehen, aber auch in aufregenden oder erschreckenden Situationen kann dieser Typ auftreten [6].
Schwere Hypertonie
Ist der Blutdruck extrem niedrig, kann das lebensbedrohlichen Folgen haben. Dadurch, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann, erhalten die Zellen nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe. Kommt es infolge dessen zu einem Kreislaufschock, kann der mangelnde Blutfluss zu Organschäden führen. Diese Form tritt häufig zusammen mit einem fortschreitenden Kreislaufversagen auf [9].
In der Regel ist ein so niedriger Blutdruck die Folge von Ursachen wie:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Blutdrucksenkenden Medikamenten (Betablocker)
- Schlaganfällen
- Schweren allergischen Reaktionen (Anaphylaktischer Schock)
- Vergiftungen
Hypotonie während der Schwangerschaft
Viele Frauen haben während der Schwangerschaft mit niedrigem Blutdruck und damit einhergehendem Schwindel zu kämpfen. Grund dafür ist, dass sich die Art und Weise, die der Körper den Kreislauf steuert, verändert – besonders im ersten Trimester.
Der erhöhte Östrogenspiegel sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße weiten. So kann der Körper Gebärmutter und Embryo mit genügend Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Zu niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft birgt Gefahren für die Mutter und das ungeborene Kind. Die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff kann zu Schwindel führen und so gleichzeitig das Sturzrisiko erhöhen [10].
Außerdem kann niedriger Blutdruck das Risiko einer Plazentainsuffizienz erhöhen. Die Plazenta wird dabei nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was gleichzeitig die Sauerstoffversorgung des Embryos negativ beeinflusst. Dies kann Fehlentwicklungen begünstigen [11].
Solange die Werte nicht regelmäßig und über langen Zeitraum zu niedrig sind, das heißt unter 90/ 60 mmHg fallen, besteht kein Grund zur Sorge. Wenn Sie während der Schwangerschaft unter den Folgen von niedrigem Blutdruck leiden, sollte Sie sich ärztlichen Rat suchen und Ihren Blutdruck regelmäßig messen.
Diagnose von niedrigem Blutdruck
Mithilfe verschiedener Untersuchungen können Ärzt*innen niedrigen Blutdruck feststellen. Neben einer Blutdruckmessung können auch Langzeitblutdruckmessungen, Elektrokardiogramme (EKGs) und ein Funktionstest wie der Schellong-Test Hinweise auf niedrigen Blutdruck liefern. Außerdem wird bei der Diagnose nach der eigentlichen Ursache gesucht und so festgestellt, ob der niedrige Blutdruck nicht eigentlich die Folge einer anderen Erkrankung ist [12].
Behandlung von niedrigem Blutdruck
Je nachdem, worin die Ursache des niedrigen Blutdrucks liegt, folgt eine passende Therapie. Nicht jede Form von niedrigen Blutdruck muss behandelt werden.
Handelt es sich um eine primäre Hypotonie, also anhaltend niedrigen Blutdruck, bei dem aber keine oder kaum Symptome auftreten, ist eine Behandlung nicht unbedingt nötig. Empfinden Betroffene den auftretenden Schwindel als sehr störend und unangenehm, können verschiedene Mittel Abhilfe schaffen.
Medikamente, die den Kreislauf regulieren und gegen Schwindel wirken, helfen schnell dabei, den Blutdruck anzukurbeln. Außerdem sind ausreichende körperliche Bewegung und auch die passende Ernährung wichtige Faktoren, die den Blutdruck regulieren [12].
Gut zu wissen: Besonders Lebensmittel, die reich an sogenannten Saponinen sind, helfen, den Blutdruck zu erhöhen, indem sie dafür sorgen, dass der Körper mehr Cortisol bildet. Gute Quellen sind beispielsweise Hafer oder Hülsenfrüchte.
Weitere Hilfsmittel sind Wechselduschen. Hierbei werden die Gefäßwände durch abwechselndes Weiten und Zusammenziehen trainiert und der Kreislauf angeregt [13]. Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über kalt duschen und Wechseldusche.
Sind Sie selber von niedrigem Blutdruck betroffen, sollten Sie außerdem darauf achten, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Dadurch erhöht sich das Blutvolumen und der Blutdruck steigt.
Ist der niedrige Blutdruck die Folge einer anderen Erkrankung, dreht sich die Therapie in erster Linie darum, diese Krankheit zu behandeln [14].
Hypotonie auf einen Blick
Niedriger Blutdruck gilt, solange er keine Symptome auslöst, nicht als gefährlich. Treten Symptome wie Schwindel häufig auf, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob die Hypotonie Folge einer anderen Erkrankung ist.
Besonders Schwangere sollten sich an Ärzt*innen wenden, wen sie mit niedrigem Blutdruck zu kämpfen haben. Mögliche Folgen sind erhöhte Sturzgefahr und die Unterversorgung des Embryos.
Quellen
[1] D. M. S. GmbH, „Blutdruck“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Blutdruck (zugegriffen 15. August 2022).
[2] „Low blood pressure: MedlinePlus Medical Encyclopedia“. https://medlineplus.gov/ency/article/007278.htm (zugegriffen 15. August 2022).
[3] „Hypotonie - niedriger Blutdruck“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/herz-kreislauf/hypotonie.html (zugegriffen 8. August 2022).
[4] „Low blood pressure (hypotension)“, nhs.uk, 23. Oktober 2017. https://www.nhs.uk/conditions/low-blood-pressure-hypotension/ (zugegriffen 8. August 2022).
[5] „MedizInfo®: Einteilung und Ursachen bei niedrigem Blutdruck“. http://www.medizinfo.de/kardio/hypotonie/ursachen.shtml (zugegriffen 9. August 2022).
[6] „hypotonie.pdf“. Zugegriffen: 9. August 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.herzverband.at/wp-content/uploads/2019/03/hypotonie.pdf
[7] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, „Orthostatische Hypotonie: Pathophysiologie, Differentialdiagnose und Therapie“, Deutsches Ärzteblatt, 12. Dezember 1997. https://www.aerzteblatt.de/archiv/8866/Orthostatische-Hypotonie-Pathophysiologie-Differentialdiagnose-und-Therapie (zugegriffen 9. August 2022).
[8] W. Zidek, „Postprandiale Hypotonie als Prädiktor für die Prognose?“, CardioVasc, Bd. 13, Nr. 1, S. 56–56, Feb. 2013, doi: 10.1007/s15027-013-0030-6.
[9] „Niedriger Blutdruck - Herz- und Gefäßkrankheiten“, MSD Manual Ausgabe für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de/heim/herz-und-gef%C3%A4%C3%9Fkrankheiten/niedriger-blutdruck-und-kreislaufschock/niedriger-blutdruck?query=Hypotonie (zugegriffen 10. August 2022).
[10] „Medizinfo®: Niedriger Blutdruck / Hypotonie während der Schwangerschaft“. http://www.medizinfo.de/annasusanna/schwangerschaft/hypotonie.shtml (zugegriffen 10. August 2022).
[11] D. M. S. GmbH, „Plazentainsuffizienz“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Plazentainsuffizienz (zugegriffen 10. August 2022).
[12] D. M. S. GmbH, „Hypotonie“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Hypotonie (zugegriffen 15. August 2022).
[13] „Wechselduschen und Sport helfen gegen niedrigen Blutdruck: Internisten im Netz“. https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/wechselduschen-und-sport-helfen-gegen-niedrigen-blutdruck.html (zugegriffen 15. August 2022).
[14] „Low blood pressure (hypotension)“, nhs.uk, 23. Oktober 2017. https://www.nhs.uk/conditions/low-blood-pressure-hypotension/ (zugegriffen 8. August 2022).