Über Wechseljahre wird nicht häufig berichtet. Viele Frauen fühlen sich während dieser Umstellung allein gelassen. So ging es auch Angela Löhr – mit 43 erfuhr die Ernährungsberaterin und Werbetexterin, dass ihre Wechseljahre fast vorbei sind. Als sie mehr über das Thema erfahren wollte, merkte sie, dass es nicht genug allgemein verständliche Informationen und Unterstützung gibt. Das brachte sie 2016 dazu, Lemondays zu gründen – ein Online-Magazin für Frauen in Wechseljahren.
Mit 43 Jahren hast du von deiner Ärztin gehört, dass deine Wechseljahre fast vorbei sind. Was hat diese Nachricht bei dir ausgelöst?
Es war ein Schock, so etwas mit gerade mal 43 Jahren zu hören. Ich dachte: Das kann nicht sein, ich bin doch noch nicht alt! Mit den Wechseljahren werden wir zu weisen, alten Frauen, hatte ich immer im Kopf.
Du hast bereits gemerkt, dass mit deinem Körper etwas nicht stimmte.
Ich hatte vorher viel Glück: Ich war das ganze Leben lang wirklich gesund und mir ging es gut. Mit 40 hat alles Mögliche in meinem Körper auf einmal nicht mehr so reibungslos funktioniert, ich hatte ständig irgendwelche Wehwehchen. Dann ging ich zur Frauenärztin und bekam diese Nachricht. Danach bin ich erst einmal in ein riesiges Stimmungstief gefallen.
So geht es vielen Frauen, hast du später festgestellt.
Tatsächlich kommt bei den meisten Frauen zunächst extreme Unsicherheit, weil sie anfangs nicht verstehen, was mit dem Körper los ist. Einige sagten mir: „Ich dachte, ich hätte Krebs und würde sterben.“ Viele hadern mit den Wechseljahren, weil sie das Ende der Fruchtbarkeit bedeuten - der ursprünglich-weibliche Sinn des Lebens ist auf einmal weg. Aber man (frau) kann sich auch fragen: Was kann mir in der zweiten Lebenshälfte Sinn geben? Ich habe so viele Frauen in ihren Vierzigern und Fünfzigern kennengelernt, die nochmal etwas ganz Neues auf die Beine stellen wollen. Einige machen Karriere, nachdem sie ihre eigenen Bedürfnisse wegen der Kinder jahrelang hintenangestellt haben. Viele gehen in den Wohltätigkeitsbereich oder bringen ihre Erfahrungen und wertvolles Wissen in die Welt. Auch in der zweiten Lebenshälfte kann man durchstarten!
Du hast geschrieben, dass du nach einiger Zeit den „Restart-Button“ gefunden hast.
Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch. Irgendwann habe ich akzeptiert, was mit meinem Körper passiert und wollte ihn bei der Umstellung unterstützen. Dann habe ich mich in die Thematik eingelesen, was gar nicht so einfach war. Es gab entweder medizinische Seiten, die für Nichtmediziner schwer zu verstehen sind oder „Jammer-Blogs“, in denen Frauen geschrieben haben, wie schlecht es ihnen geht. Ich kann verstehen, dass es hilft, das aufzuschreiben, aber mir als Leserin war das einfach zu negativ.
Letztendlich hat das zur Gründung von Lemondays geführt.
Ja, das war der Auslöser: Wenn es ein positives, unterstützendes Blog für Frauen in den Wechseljahren nicht gibt, warum mache ich es nicht selbst? Ich bin seit vielen Jahren selbständig in der Kommunikationsbranche tätig und hatte seit langer Zeit den Wunsch, etwas Eigenes zu schreiben. Anfangs war Lemondays ein kleines, persönliches Blog – ich wusste nicht, wo es mich hinführen würde und habe mich überraschen lassen.
Inzwischen ist aus dem Herzensprojekt ein Online-Magazin geworden.
Ich habe so viele wundervolle Frauen kennenlernen dürfen und von Anfang an sehr viel Unterstützung erfahren. Beispielsweise bei den Blogparaden über die Wechseljahre, zu denen ich eingeladen hatte. Viele Bloggerinnen kannten die Probleme und haben durch meine Einladung sehr offen über die Veränderungen ihres Körper geschrieben, was mich sehr berührt hat. Diese Vernetzungen tun mir und Lemondays natürlich sehr gut und bestärken mich immer wieder darin, dass meine Arbeit gebraucht wird.
In diesen Jahren braucht der Körper auch eine bessere Ernährung, schreibst du. Wie soll diese aussehen?
In den Wechseljahren braucht der Körper viel Energie, um die Hormonumstellung zu meistern. Weil er mehr arbeiten muss als vorher, hat er einen erhöhten Nährstoffbedarf. Für mich ist die Vielfalt das A und O. Ich empfehle immer vor allem pflanzliche Kost und so abwechslungsreich wie möglich. Ich bin kein Freund von Diäten und Einschränkungen, lieber sollten wir uns genau das holen, was der Körper braucht. Wie Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Wasser und Kräutertees. Und Ballaststoffe, die die Verdauung anregen. Denn gesunde Verdauung macht alles andere leichter. Viele Experten empfehlen inzwischen nicht mehr fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, sondern sogar zehn.
Guter Gott. Manche schaffen nicht einmal fünf.
Ich auch nicht immer, aber wenn wir das schaffen, haben wir einfach keinen Appetit mehr auf ungesunde Sachen. Wenn wir ausreichend gesunde Lebensmittel essen, brauchen wir den Rest nicht mehr. Mein Motto ist: Lerne deinen Körper kennen und biete ihm so viel Gesundes wie möglich an. Auf leere Kalorien aus Fastfood und den schnellen Energiekick hat er dann gar keine Lust mehr.
Welche Lebensmittel sollten wir in den Wechseljahren eher vermeiden?
Zucker ist natürlich immer ein riesiges Thema. Immer mehr Wissenschaftler und Mediziner sagen: Zucker verstärkt Entzündungsprozesse im Körper, und auch die typischen Beschwerden in den Wechseljahren wie Hitzewallungen. Schlafstörungen kommen ebenfalls oft vor und hängen stark mit der Ernährung zusammen. Wenn ich abends etwas Zuckerhaltiges esse, bringt mich das natürlich hoch. Ich mag wie gesagt keine Einschränkungen – aber bei Zucker sage ich: Raffinierten Zucker zu reduzieren ist absolut hilfreich, ganz weglassen noch besser.
Was ist mit Zuckerersatz: Süßstoffen oder Alternativen wie Kokosblütenzucker, Ahorn- oder Reissirup?
Die natürlichen Süßstoffe wie Ahornsirup oder Kokosblütenzucker sind für den Stoffwechsel viel besser als Fabrikzucker, aber man muss trotzdem aufpassen: Einige haben sehr viele Kalorien. Chemische Süßstoffe sind gefährlich, sie sind überhaupt nicht gut für den Körper und regen außerdem den Appetit an. Also, wenn du unbedingt eine Cola trinken willst – nimm lieber eine normale als light oder zero.
lemondays.de