Uta Ossmann ist seit 15 Jahren Stresscoach, Köchin aus Leidenschaft und zudem Ernährungsberaterin, die sich auf Allergien spezialisiert hat. Mit Kitchenrebel hat sie ein Programm für Allergiker entwickelt, die an diffusen Beschwerden leiden und ihren Speiseplan komplett neu denken müssen. Sie selbst hat diverse Allergien und weist auf ein Organ hin, das bei Unverträglichkeiten mitspielt: den Darm.
Du hattest als Kind schon diverse Allergien. Wie hat sich das geäußert?
Ich hatte erst die typische Frühblüher-Allergie gegen Birken. Später konnte ich plötzlich keine Äpfel und kein Kernobst mehr essen und hatte eine Kreuzallergie zu Birken. Erst hatte ich Heuschnupfen, später auch Schwellungen im Gesicht.
Dann hast du noch mehr Allergien bekommen. Gegen was bist du alles allergisch?
Ja, vor allem nach meiner Schwangerschaft wurde es richtig schlimm. Ich habe eine Sofortreaktion bei Soja, da bekomme ich einen anaphylaktischen Schock. Ich habe zwar keine Zöliakie, aber eine starke Glutenunverträglichkeit. Einmal habe ich asiatisch gekocht und in eine Zuckerschote gebissen: Von Null auf Hundert schwoll mein Hals zu, ich habe kaum noch Luft gekriegt und mein Mann hat mich sofort ins Krankenhaus gefahren. Wenn der Körper generell geschwächt ist und ständig mit allergischen Reaktionen zu kämpfen hat, kommen mit der Zeit ja oft weitere Allergien hinzu. Viele verschwinden auch irgendwann, allerdings möchte ich das bei meinen wirklich nicht testen (lacht).
Was darfst du überhaupt noch essen?
Ich esse keine Eier, kein Gluten und keine Milchprodukte. Soja und diverse Gemüsesorten vertrage ich auch nicht. Trotzdem ist es möglich, sich sehr lecker und ausgewogen zu ernähren. Ich vermisse eigentlich nichts – bis auf meinen geliebten Käsekuchen. Es gibt viele gesunde Alternativen, bei Glutenunverträglichkeit nehme ich zum Beispiel am liebsten Buchweizenmehl, das schmeckt leicht nussig und ist gesünder als Weizenmehl.
Seitdem ich alles weglasse, was nicht geht, hat sich meine Lebensqualität enorm gesteigert. Natürlich ist Essengehen oft nicht so cool. Aber mir geht es seitdem sehr gut!
Weiß man denn eigentlich, woher Allergien kommen?
Das weiß immer noch niemand so genau, es ist nichts bewiesen. Ich nehme an, dass es genetische Komponenten gibt. Meine Geschwister haben ähnliche Allergien und mein Sohn ist ebenfalls mit Nahrungsmittelallergien auf die Welt gekommen. In der Schwangerschaft stellen sich zudem die Hormone um und der ganze Körper gerät aus den Fugen. Auch da können sich Allergien entwickeln. Da ging es mir zum Beispiel total schlecht, ich hatte heftige Bauchschmerzen, und niemand ist darauf gekommen, dass das mit meinen Allergien zusammenhing.
So geht es vielen: Sie haben Beschwerden und wissen nicht, warum.
Genau. Deswegen zeige ich in meinem Kitchenrebel-Starterkit, was am Anfang zu tun ist und wie man den Weg durch den Dschungel findet: Zu welchem Arzt man gehen kann, welche Untersuchungen wichtig sind. Es gibt leider noch zu wenige Ärzte, die sich wirklich damit auskennen. Zudem arbeiten sie nicht immer mit dem richtigen Labor zusammen – auch da gibt es Abweichungen bei den Werten. Wenn ein Arzt dir sagt, dass du Reizdarm hast, hilft dir das erstmal nicht.
Was können wir bei diffusen Beschwerden wie Bauchweh oder Blähungen tun, wenn die Ärzte keine spezifischen Ursachen finden?
Wenn man davon ausgeht, dass es an Unverträglichkeiten liegen kann: Alles herunterfahren. Sprich eine Woche oder ein paar Tage lang nur Reis oder nur Kartoffeln essen. Und dann nach und nach ein Lebensmittel dazunehmen. Wichtig: immer zwei bis drei Tage warten – auch Spätreaktionen sind möglich. Und sich notieren, wie es einem geht. So baut man langsam seinen Speiseplan wieder auf. Das ist natürlich eine blöde Geschichte und dauert lange. Ich habe es mit einer Frau durchgezogen, die wirklich nichts mehr essen konnte. Stück für Stück haben wir so ihren Speiseplan neu aufgebaut. Wichtig ist generell eine gesunde Ernährung ohne Zusatzstoffe oder Fertigprodukte. Selber kochen und frische Sachen essen hilft schon enorm. Ganz wichtig ist auch, den Darm untersuchen zu lassen.
Warum ist Darmgesundheit bei Allergikern wichtig?
Ganz einfach: Wenn der Darm krank ist, ist alles krank. Ist die Darmwand nicht intakt, lässt sie Schadstoffe in den Körper und nimmt zugleich Vitamine und Nährstoffe nicht richtig auf. Das kann leichte Unverträglichkeiten, aber im Extremfall auch schwere Depressionen auslösen. In unserem Darm leben verschiedene Bakterien, die dort wichtige Aufgaben übernehmen. Wenn diese Darmflora gestört ist, sind von manchen zu viele und von anderen zu wenige da. Wir sollten allerdings nicht einfach so Bakterien schlucken, sondern vorher eine Darmanalyse machen. Wenn du einfach so Bakterienkulturen dazugibst, kann es sein, dass du die falschen nimmt. Lieber erst schauen: Was muss ich weglassen, was hinzufügen, um das Milieu wieder zu stabilisieren? Ich musste zum Beispiel verschiedene Aminosäuren nehmen. Das dauert auch lange, von drei Monaten bis zu einem halben Jahr. Aber dann merkst du einen Unterschied: Du bekommst eine ganz andere Energie!
Allergien hängen auch mit Stress zusammen, sagst du. Wie bist du darauf gekommen?
Ich bin ja seit 15 Jahren Stresscoach, für mich ist es einfach logisch. Es ist ja nachgewiesen, dass Stress sehr viel im Körper auslösen kann. Bei Stress schüttest du zum Beispiel mehr Histamin aus, was allergische Reaktionen verstärkt. Aber auch umgekehrt: Wenn du Allergien hast und ständig etwas befürchtest, löst es Stress aus. Viele meiner Kunden haben Angst, unterwegs zu essen, weil sie sich nie sicher sein können, ob nicht doch etwas drin ist, was sie nicht vertragen. Dieser Stress ist nicht zu unterschätzen: Essen ist unheimlich wichtig. Wenn du ständig Darmkrämpfe hast oder rasende Kopfschmerzen vom Wein bekommst – das belastet sehr. Bei Nahrungsmittelallergien ist Entspannung deshalb von großer Bedeutung. Wenn es weniger Stresshormone gibt, geht’s einem schon deutlich besser.
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