Voller Energie oder antriebslos? Schlank oder mollig? Schwitzen oder frieren? Die Schilddrüsenhormone regulieren die Geschwindigkeit des Stoffwechsels – und damit Ihr Wohlbefinden!
Klein, aber mit großer Wirkung – so lässt sich die Schilddrüse beschreiben. Denn sie entscheidet mithilfe ihrer Hormone, ob unser Körper auf Hochtouren oder auf Sparflamme läuft. Verdauung, Wachstum, Gehirntätigkeit, Körperwärme und Herz-Kreislauf-System sind Beispiele für Körper- und Stoffwechselprozesse, die vom kleinen schmetterlingsförmigen Organ abhängig sind.
In diesem Artikel nehmen wir die Schilddrüsenhormone genauer unter die Lupe: Wie werden sie gebildet und wie wirken sie? Wir erklären Ihnen außerdem, welche Schilddrüsenwerte normal sind und was Abweichungen bedeuten könnten.
Was ist die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse. Sie ist daumengroß und wiegt bei einem Erwachsenen zwischen 18 Gramm (Frauen) und 25 Gramm (Männer). Das kleine Organ hat die Form eines Schmetterlings und liegt im Hals – unterhalb der Kehlkopfes und vor der Luftröhre [1].
Die Schilddrüse hat eine wichtige Steuerungsfunktion: Sie bildet die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4, auch L-Thyroxin genannt) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone regulieren und beeinflussen den Stoffwechsel und die Funktion anderer Organe. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion kann es zu einer gestörten Hormonproduktion kommen [2].
Warum ist Jod wichtig für die Schilddrüse?
Jod ist der Grundbaustein der Schilddrüsenhormone: Bis zu 80 Prozent des Jods aus der Nahrung wird in der Schilddrüse zur Hormonproduktion verbraucht [3]. Gleichzeitig ist Jod ein essentielles Spurenelement. Das heißt der Körper kann Jod nicht selbst herstellen und muss es über die Nahrung aufnehmen. Erwachsene benötigen täglich 150 bis 200 Mikrogramm Jod, um genügend Schilddrüsenhormone bilden zu können [4].
Wollen Sie mehr über Jod erfahren? Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal-Artikel, welche Lebensmittel zur Jodversorgung beitragen und somit einen Jodmangel vorbeugen können!
Wie wirken die Schilddrüsenhormone im Körper?
Die Schilddrüsenhormone steuern in unseren Körperzellen die Bildung von Proteinen und somit verschiedene Funktionen und Stoffwechselprozesse, beispielsweise [2]:
- den Energieverbrauch
- die Muskulatur
- das Herz-Kreislauf-System
- die Gehirntätigkeit
- die Fruchtbarkeit
- Haut und Haare
- die Verdauung
Die Schilddrüse ist eine wichtige Schaltzentrale im Körper, die für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt sorgt. Zu wenige, aber auch zu viele Schilddrüsenhormone können den gesamten Stoffwechsel negativ beeinflussen [2].
Wie werden Schilddrüsenhormone gebildet?
Wann und in welcher Menge die Schilddrüse Hormone produziert, wird vom Gehirn gesteuert, genauer gesagt vom Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns) und der Hypophyse (Hirnanhangdrüse).
TSH reguliert die Schilddrüse
Die Hirnanhangdrüse steuert die Schilddrüse, indem sie das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH, auch Thyreotroponin genannt) bildet. TSH regt die Schilddrüse dann zur Bildung der Hormone T3 und T4 an. Das Ziel ist, die Hormonmenge im Blut möglichst konstant zu halten:
- Sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, sinkt der TSH-Wert. Die Schilddrüse drosselt die Hormonproduktion.
- Sind zu wenige Schilddrüsenhormone im Blut, steigt der TSH-Wert. Die Schilddrüse kurbelt dann die Hormonproduktion wieder an.
Wie viel TSH die Hirnanhangdrüse abgibt, wird wiederum durch ein weiteres Hormon ermöglicht, dem TRH (Thyreotropin Releasing Hormone). TRH wird vom Hypothalamus freigesetzt [5].
Bildung von T3 und T4
Das TSH gibt der Schilddrüse das Signal, ihre Hormone zu produzieren. Die Schilddrüse stellt dann aus dem Spurenelement Jod die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) her und gibt sie ins Blut ab.
Die beiden Schilddrüsenhormone unterscheiden sich anhand ihrer Molekülstruktur: Das Thyroxin besitzt vier Jod-Atome (T4), das Trijodthyronin nur drei (T3). T4 wird in viel größeren Mengen produziert, denn es ist stabiler als T3. (Block quote)
Die Hormone werden im Blut an spezielle Eiweiße gebunden und können so zu unterschiedlichen Organen transportiert werden. Die Körperzellen nehmen die Hormone aus dem Blut auf. Von dem Hormon T4 wird ein Jod-Atom abgespalten: Das biologisch wirksame T3 entsteht und kann nun verschiedene Stoffwechselvorgänge in den Zellen steuern [2].
Gut zu wissen: Bei einer Kontrolle der Schilddrüsenwerte bestimmt man die freie Form der Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Blut – also freies T4 (fT4) und freies T3 (fT3). Diese Form ist nicht an Transport-Eiweiße gebunden und bildet die Funktion der Schilddrüse besser ab als die Gesamtkonzentration von T4 und T3 [5].
Was sind normale Schilddrüsenwerte?
Wenn Ihre Schilddrüsenwerte überprüft werden, bestimmt man die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone TSH, L-Thyroxin (fT4) und Trijodthyronin (fT3) in Ihrem Blut.
In dieser Tabelle finden Sie beispielhafte Referenzwerte [6], [7]:
TSH |
0,4 bis 4,0 mU/l (mU/l = Milli-Units pro Liter) |
fT3 |
5,4 bis 12,3 pmol/l (pmol/l = Pikomol pro Liter) |
fT4 |
10 bis 23 pmol/l |
Hinweis: Da die Labore zum Teil unterschiedliche Methoden anwenden, können die hier angegebenen Referenzwerte abweichen!
Was sagt der TSH-Wert aus?
Der TSH-Wert liefert einen ersten Hinweis, ob die Schilddrüse angemessen eigene Hormone produziert oder nicht. Wenn Ihr TSH-Wert normal ist, also im Referenzbereich liegt, kann man eine Schilddrüsenfunktionsstörung bei Ihnen weitestgehend ausschließen [6]. Liegt der TSH-Wert außerhalb des Referenzbereichs, geben fT3 und fT4 weitere Hinweise auf den Zustand der Schilddrüse.
Bei einer Schilddrüsenfunktionsstörung verändert sich der TSH-Wert gegenläufig zu den fT4- und fT3-Werten:
- Bei einer Überfunktion ist der TSH-Wert erniedrigt, fT4 und/ oder fT3 sind erhöht [8].
- Bei einer Unterfunktion ist der TSH-Wert erhöht, fT4 und meist auch fT3 sind erniedrigt [9].
Auch interessant: Bei einer beginnenden Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse ist nur der TSH-Wert verändert, die Schilddrüsenwerte fT4 und fT3 sind dagegen noch im Referenzbereich: Dies bezeichnet man auch als milde oder latente Über- oder Unterfunktion [10].
Welche Symptome habe ich bei niedrigem TSH-Wert?
Wenn Ihr TSH-Wert zu niedrig ist, haben Sie vermutlich zu viele Schilddrüsenhormone im Körper. Ihr Gehirn reduziert die Ausschüttung von TSH, um die Bildung von T3 und T4 in der Schilddrüse nicht weiter anzuregen. Mögliche Symptome sind etwa [2]:
- Gewichtsverlust
- Unruhe, Herzrasen
- Schwitzen
- Gesteigerter Appetit
- Häufiger Stuhlgang
Welche Symptome habe ich bei hohem TSH-Wert?
Wenn Ihr TSH-Wert zu hoch ist, haben Sie vermutlich zu wenige Schilddrüsenhormone im Körper. Ihr Gehirn kurbelt die Ausschüttung von TSH an, damit die Schilddrüse T3 und T4 bildet. Mögliche Symptome sind beispielsweise [2]:
- Gewichtszunahme
- Trägheit, verlangsamter Herzschlag
- Trockene Haut
- Appetitlosigkeit
- Verstopfung
Wann sollte ich die Schilddrüsenwerte prüfen?
Möchten Sie mehr über die Funktionstüchtigkeit Ihrer Schilddrüse erfahren? Wollen Sie herausfinden, ob sie ausreichend Hormone für einen gesunden Stoffwechsel Ihres Körpers produziert? Dann bietet sich ein Test der Schilddrüsenwerte immer an.
Ein Test kann sich auch lohnen, wenn Sie Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion bei sich bemerkt haben. Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist oft die Folge der Autoimmerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, vor allem bei Frauen.
Schilddrüse prüfen bei Kinderwunsch
Frauen mit Kinderwunsch wird eine Überprüfung der Schilddrüsenwerte übrigens von Expert*innen empfohlen: Wenn eine Schwangerschaft ausbleibt, könnte eine Störung der Schilddrüse der Grund sein. Denn die Schilddrüsenhormone steuern auch die Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Geraten die Schilddrüsenhormone aus dem Gleichgewicht, hat dies Auswirkungen auf die Eizellreifung und den Zyklus. Die betroffenen Frauen werden seltener schwanger [11].
Übrigens: Die Überprüfung der Schilddrüsenwerte ist fester Bestandteil der Schwangeren-Vorsorge! Der Fötus kann erst nach der 12. Woche Schilddrüsenhormone selbst herstellen – bis dahin hängt seine gesunde Entwicklung von der Mutter ab: Das mütterliche Thyroxin (T4) wird über die Plazenta an das Kind abgegeben und sollte daher in ausreichender Menge gebildet werden können [12]!
Bei Schilddrüsenproblemen regelmäßig nachprüfen
Wurde bei Ihnen bereits eine Schilddrüsenfunktionsstörung festgestellt? Dann sollten Sie Ihre Werte in regelmäßigen Abständen überprüfen lassen. Außerdem hängt Ihr Bedarf an Schilddrüsenhormonen von Ihren Lebensumständen ab und kann sich demzufolge ändern. Solche Lebenssituationen sind beispielsweise [2]:
- Schwangerschaft
- Einnahme der Anti-Baby-Pille
- Chronische Magen-Darm-Erkrankungen
- Einnahme von Medikamenten (beispielsweise Cortison oder Blutdrucksenker)
- Lebensalter
Wussten Sie schon? Das weibliche Sexualhormon Östrogen beeinflusst nicht nur die Stimmung, den Zyklus und das sexuelle Interesse – es schützt auch die körperliche Gesundheit der Frau.
Auf einen Blick: Schilddrüsenwerte + Schilddrüsenhormone
Was ist die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist eine daumengroße Hormondrüse und liegt im Hals. Sie bildet die Schilddrüsenhormone, die als wichtige Botenstoffe den Stoffwechsel und die Funktion der Körperorgane beeinflussen und regulieren.
Welche Schilddrüsenhormone gibt es und wie wirken sie?
Wichtig im Zusammenhang mit Schilddrüsenwerten sind drei verschiedene Schilddrüsenhormone: Thyroxin (T4, auch L-Thyroxin genannt),Trijodthyronin (T3) und das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH, auch Thyreotroponin genannt).
T3 und T4 beeinflussen beispielsweise den Energieverbrauch, das Herz-Kreislauf-System, die Beschaffenheit von Haut und Haaren und die Fruchtbarkeit.
Was sagt der TSH-Wert aus?
Der TSH-Wert liefert einen ersten Hinweis, ob die Schilddrüse angemessen eigene Hormone produziert oder nicht.
Wenn Ihr TSH-Wert im Referenzbereich liegt, können Sie eine Schilddrüsenfunktionsstörung weitestgehend ausschließen. Liegt der TSH-Wert außerhalb des Referenzbereichs, geben fT3 und fT4 weitere Hinweise auf den Zustand der Schilddrüse.
Wer sollte seine Schilddrüsenwerte testen lassen?
Frauen mit Kinderwunsch wird eine Überprüfung der Schilddrüsenwerte empfohlen. Bei Schwangeren ist sie fester Bestandteil der ärztlichen Vorsorge, um eine gesunde Entwicklung des Fötus zu gewährleisten.
Wurde bei Ihnen bereits eine Schilddrüsenfunktionsstörung festgestellt, dann sollten Sie Ihre Werte in regelmäßigen Abständen überprüfen lassen.
Quellen
[1] „Anatomie der Schilddrüse sowie der Nebenschilddrüse“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/anatomie-der-schilddruese/ (zugegriffen Juli 30, 2020).
[2] M. Droste und M. Derwahl, „Schilddrüsenhormon - Regulation und Substitution“. Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie - Hormone und Stoffwechsel, 2013, Zugegriffen: Juli 30, 2020. [Online]. Verfügbar unter: https://www.endokrinologie.net/broschueren.php.
[3] „Bedeutung des Jod für die Schilddrüse“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/funktion-der-schilddruese/bedeutung-des-jod-fuer-die-schilddruese/ (zugegriffen Juli 30, 2020).
[4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., „Referenzwerte Jod“. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/ (zugegriffen Juli 30, 2020).
[5] „Hormone und Hormonproduktion der Schilddrüse“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/funktion-der-schilddruese/hormone-und-hormonproduktion-der-schilddruese/ (zugegriffen Juli 30, 2020).
[6] „Laborwerte: Wenn die Schilddrüse erkrankt“, Pharmazeutische Zeitung online. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-102008/wenn-die-schilddruese-erkrankt/ (zugegriffen Aug. 03, 2020).
[7] Deutsches Ärzteblatt, „Schilddrüse: Hormonwerte im unteren Normalbereich erhöhen...“, Deutsches Ärzteblatt, Sep. 19, 2017. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/79411/Schilddruese-Hormonwerte-im-unteren-Normalbereich-erhoehen-Lebenserwartung (zugegriffen Aug. 03, 2020).
[8] G. J. Kahaly, L. Bartalena, L. Hegedüs, L. Leenhardt, K. Poppe, und S. H. Pearce, „2018 European Thyroid Association Guideline for the Management of Graves’ Hyperthyroidism“, ETJ, Bd. 7, Nr. 4, S. 167–186, 2018, doi: 10.1159/000490384.
[9] L. Persani u. a., „2018 European Thyroid Association (ETA) Guidelines on the Diagnosis and Management of Central Hypothyroidism“, ETJ, Bd. 7, Nr. 5, S. 225–237, 2018, doi: 10.1159/000491388.
[10] W. M. Wiersinga, „Guidance in Subclinical Hyperthyroidism and Subclinical Hypothyroidism: Are We Making Progress?“, ETJ, Bd. 4, Nr. 3, S. 143–148, 2015, doi: 10.1159/000438909.
[11] „Schilddrüse und Kinderwunsch“, Deutsches Schilddrüsenzentrum. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruese-und-kinderwunsch/ (zugegriffen Aug. 04, 2020).
[12] R. Gärtner, „Jodstoffwechsel und Einflüsse auf die Schilddrüse“, Ernährungsumschau, Nr. 62(12), S. M694–M703, Dez. 2015, doi: 10.4455/eu.2015.039.